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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 215 -
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Die Verhandlungen mit Karl V. und den Kurfürsten 215 gerade eben, Anfang Mai, endlich seine erste persönliche Begegnung gehabt50. Bei diesem Meinungsaustausch in Leitmeritz ergab sich zwar eine behutsame Annäherung in einigen reichspolitischen Fragen, und eine Folge war die Er- neuerung der alten böhmisch-sächsischen Erbverbrüderung im nächsten Jahr51. Doch dem Regensburger Reichstag persönlich beizuwohnen, lehnte August strikt ab52. Eine Antwort des Kaisers auf seine Einrede erhielt der König zunächst nicht. Als er sie einen Monat später anmahnte, hatte er selbst inzwischen eine Ent- scheidung getroffen, die Karls Absichten keinesfalls förderlich war und von der Ungewißheit über dessen Reaktion mitbeeinflußt gewesen sein könnte. Ferdi- nand teilte mit, daß er, weil eine Vertagung des Reichstages ohne Konsultation der Kurfürsten nicht möglich und außerdem ebenso wie ein längeres Hinauszö- gern des Beginns den Ständen schon aus Kostengründen nicht mehr zuzumuten sei, Herzog Albrecht von Bayern beauftragt habe, die Tagung am 5. Juli durch Bekanntgabe der Proposition zu eröffnen; denn er selbst könne wegen der an- haltenden Kriegsgefahr in Ungarn einstweilen die Leitung des Reichstages nicht persönlich wahrnehmen53. So einleuchtend die Begründung für Ferdinands Fernbleiben vom Reichstag war, eine kaiserliche Abdankungsgesandtschaft dorthin verlor vollends ihren Sinn, wenn sie weder die Kurfürsten noch den Römischen König antraf. Ferdinand wußte mittlerweile, daß der Reichstag das von ihm ursprünglich angestrebte Ergebnis nicht erbringen würde. Zasius’ Sondierungen bei den geistlichen Kurfürsten in den ersten Monaten des Jahres 1556 mit dem Ziel, die Religionsverhandlungen gründlich vorzubereiten und dann durch persönlichen Einsatz der Erzbischöfe auch zum Erfolg zu führen, waren negativ verlaufen. Ebenso hatten die persönlichen Gespräche Ferdinands mit Kurfürst August gezeigt, daß der Sachse nicht an einer religiösen Wiedervereinigung, sondern nur an der Stabilisierung des Religionsfriedens interessiert war54. Doch war das für den König kein Grund, den kaiserlichen Bruder nun vorzeitig aus der Ver- antwortung für das Reich zu entlassen. Inzwischen befand sich Ferdinands ältester Sohn Maximilian, der ja Karls Schwiegersohn war, mit seiner Gemahlin auf dem Weg in die Niederlande, um sich persönlich vom Kaiser zu verabschieden. Die Reise, die wohl von beiden Seiten gewünscht worden ist, war wegen gesundheitlicher und finanzieller Pro- bleme Maximilians monatelang verzögert worden, bis Karl einen Reisekosten- zuschuß gewährte und eine Frist setzte55. Venedigs Gesandter in Brüssel Badoer hat im Zusammenhang mit dieser Reise allerlei Gerüchte berichtet, die gegen- über diesem Gewährsmann grundsätzliche Vorsicht angezeigt erscheinen lassen: 50 s. Kapitel 2, S. 147ff 51 Vgl. Lutz, Christianitas, S. 468 52 Vgl. Wolf, Protestanten, S. 220–226; Bundschuh, S. 113 53 F. an Karl, 29.6.1556, bei Lanz, Corr. 3, S. 704–707. Der Entschluß, den Bayernherzog mit der Eröffnung zu beauftragen, ist vor dem 24. 6. gefallen, denn die Instruktion für den Gesandten an Herzog Albrecht ist auf diesen Tag datiert (HHStA Wien, RK RTA 36, fol 305–310, Konz.). 54 Vgl. Kapitel 2, S. 148; Bundschuh, S. 82ff 55 Als das Ehepaar dann wirklich aufbrach, war Karl bereit, bis zu dessen Ankunft zu warten. CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
Biographien
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