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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 240 -
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Kapitel 3: Die Übernahme des Kaisertums 1556/58240 habe, „wie, auch mit was solemnitet solcher actus resignationis beschehen möchte“196. Sie selbst hatten zu diesem Zeitpunkt noch kein konkretes Pro- gramm erörtert. Ferdinand, weiterhin darauf bedacht, daß der Kaiser als Initia- tor der Vorgänge bewußt bleibe, empfahl, bei Karls Gesandtschaft nachzufra- gen, ob sie dafür Weisungen habe. Die Kurfürsten nutzten die Gelegenheit, um auch gegenüber den kaiserlichen Vertretern zu betonen, daß die Resignation „auf Rath und Bewilligung der Churfürsten“ vollzogen würde197. Nachdem sich ergeben hatte, daß Karl V. keine weiteren Weisungen für die Durchführung des Staatsaktes erteilt hatte, ließ Ferdinand den Kurfürsten einen sehr kurzen und schlichten Ablauf vorschlagen: Man solle im Chor des Bartholomäus- Doms ein Gerüst errichten, auf dem König und Kurfürsten am Nachmittag um 2 Uhr im Ornat „in gepurlicher session“ Platz nehmen sollten, um die kaiserli- che Botschaft anzuhören. Darauf wollte Ferdinand seine Annahme der Kaiser- würde verkünden lassen. Mit dem Gesang eines Te Deum sollte die Handlung beendet werden198. Noch einmal wird deutlich, daß Ferdinand, obwohl er schon früh eingesehen hatte, daß die Kurfürsten nicht auf eine einfache Akklamation beschränkt wer- den konnten, den konstitutiven Faktor für seine Übernahme des Kaisertums nicht in ihrer Zustimmung sah, sondern in seinem durch seine Königswahl von 1531 begründeten Nachfolgeanspruch. Ebensowenig konnte er ein Interesse daran haben, durch die Zeremonie an eine Wahl zu erinnern. Wäre sein Pro- gramm durchgeführt worden, wäre die kurfürstliche Beteiligung für die Öf- fentlichkeit auf ihre positive gutachtliche Äußerung zur Übernahme des Kai- sertums bei Lebzeiten Karls beschränkt geblieben. Das aber war den Kurfürsten entschieden zu wenig, und so nutzten sie Fer- dinands höfliche Bemerkung, er stelle seinen Vorschlag in ihr ferneres Beden- ken, gründlich aus. Schon in ihrer Aussprache über die Empfehlung Ferdi- nands, Karls Gesandtschaft zu befragen, war klar gewesen, daß die Mehrheit nicht gewillt war, den feierlichen Akt von den Vorstellungen der Habsburger prägen zu lassen199. Wie unsicher man eigentlich war, zeigt die Äußerung des Erzbischofs Daniel von Mainz, er wolle sich kundig machen, wie es nach dem Tode Kaiser Friedrichs III. zugegangen wäre, obwohl der Fall eigentlich nicht vergleichbar sei. Um die kurfürstliche Mitbestimmung betonen zu können, schlugen Trier und Köln nun vor, sich an dem Verfahren zu orientieren, das sonst nach vollzogener Wahl stattzufinden pflegte: Ein öffentliches Auftreten der Kurfürsten im Ornat und eine durch Mainz vorzunehmende Proklamation Ferdinands zum Kaiser. Das fand die Zustimmung von Sachsen und Branden- burg, die allerdings als gottesdienstlichen Rahmen nur ein Te Deum und keine 196 J. W. Hoffmann 1, S. 45 197 J.W. Hoffmann 1, S. 47 (zum 9.3.1558) 198 HHStA Wien, MEA WuKA 4, fol 223v: „und wen ire Mt daruf antwurten lassen und die digni- tet angenomen, das alsdan Te deum laudamus gesungen wurde, und also der Actus zuende“ (Aus dem Protokoll zum 9.3.1558). 199 Zum folgenden HHStA Wien, MEA WuKA 4, fol 216r-219v: Protokoll zum 9.3. CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
Biographien
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