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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 243 -
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Der Frankfurter Staatsakt: Die Proklamierung Ferdinands zum Kaiser 243 Wer genau hinhörte, konnte noch während des Staatsaktes erkennen, daß die habsburgische und die kurfürstliche Auffassung nicht deckungsgleich gewesen waren, denn beide wurden zum Ausdruck gebracht210. Die öffentlich verlesene Abdankungserklärung Karls V. wandte sich direkt und nur an Ferdinand: Er ist es, dem Karls Bevollmächtigte die kaiserliche Gewalt und Krone „in der aller- besten beständigsten Form ... auftragen, übergeben, resignieren und zustellen“, so daß er „hinfüro“ ohne jede Einschränkung das Reich regieren kann. Ihm ruft der abtretende Bruder als die wichtigsten kaiserlichen Aufgaben in Erinnerung, „die ehr des Almechtigen sampt unserer Hailigen [zu] wahren“, sich die Belan- ge der katholischen Religion angelegen sein zu lassen, dem Türken als dem „Erbfeind des christlichen Glaubens“ und allen Störern des Friedens Wider- stand zu leisten sowie Ordnung und Recht im Reich zu pflegen, um auf diese Weise seinen Vorgängern, vor allem denen aus dem Hause Österreich, nachzu- eifern211. Erst danach erfolgte in Wendung an alle die Entpflichtung der Reichs- stände, die unmittelbar an Ferdinand als den ordentlich erwählten Nachfolger und ihren rechten und natürlichen Herrn gewiesen wurden. Abschließend be- kannte der Kaiser, den Kurfürsten zu Dank verpflichtet zu sein, weil er „aus göttlichem Beruf durch Mittel der Churfürsten des H. Reichs ordentliche Wahl zu dieser Kays. Würde und Hoheit kommen“; auch diese letzte Wendung ver- mied mit der Umschreibung der Kurfürsten als göttliche Werkzeuge im Grunde eine Anerkennung ihrer konstitutiven Rolle. Die von seinem Kanzler Jonas vorgetragene Annahmeerklärung Ferdinands enthielt die von den Kurfürsten erwartete Modifizierung der Auffassung Karls212. Das erhaltene Konzept läßt erkennen, wie Ferdinand und seine Berater an einigen Stellen um die beste Formulierung gerungen haben213. Ferdinand stellte fest, nachdem es ihm nicht gelungen sei, den Kaiser von seiner Absicht abzubringen „und dann die Sachen an des Heil. reichs Churfürsten müssen gelangt werden“, hätten diese „darein nit allein bewilliget“214, sondern ihm auch geraten und ihn gebeten, dem Kaiser zu willfahren und das Amt „den churfur- sten zue freuntlichem gefallen“ zu übernehmen. Damit war eingeräumt, daß der Thronwechsel nicht ohne die kurfürstliche Billigung des Amtsverzichts erfol- gen konnte, was Ferdinand ja von Anfang an gegenüber Karl vertreten hatte. Ferdinand fuhr fort, da er es zu dieser „resignation und abtrettung [habe] kommen lassen muessen“, nehme er das Amt an. Auch vor der Öffentlichkeit 210 Der äußere Ablauf ist oft geschildert worden, z.B. bei Ranke, Reformation 5, S. 331f. Auf die verschiedenen Akzente verweist auch Leeb, Reichstagsgeschehen, S. 243. 211 HHStA Wien, RK Rig 36, fol 28v-30r (Abschr.); Druck bei J.W. Hoffmann 1, S. 52–56; Referat bei Bucholtz 7, S. 404f. 212 Der Druck bei J.W. Hoffmann 1, S. 56f, stimmt wörtlich überein mit einem Protokoll über den Staatsakt, das sich in RK RTA 41 als Nr. 23 findet, dgl. in RK Rig 36, fol 30v-31v; von Jonas’ Konzept (s. folgende Anm.) gibt es geringfügige Abweichungen. 213 HHStA Wien, RK RTA 41 (ohne Numerierung; unfoliiert) 214 Die zitierten Worte wurden eingearbeitet; zuerst sollte die Einfügung heißen: „auch darzu ires tails bewilliget, das yr Mt. dar zue“. Bei J.W. Hoffmann lautet die Passage noch präziser: „solche cession und ubergab bewilligt“. Auch die nächste zitierte Stelle wurde eingefügt. Man möchte sich vorstellen, daß hier eine Verlesung des Konzepts unterbrochen und Korrekturen diskutiert worden sind. CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
Biographien
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