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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 250 -
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Kapitel 3: Die Übernahme des Kaisertums 1556/58250 Stunden vor der Proklamationsfeier, übergeben wurde, enthielt nur wenige konstruktive Gedanken, ihr allgemeiner Tenor war defensiv252. Zu den uner- laubten Truppenwerbungen wurde nur die banale Empfehlung gegeben, wenn sich alle strikt an Landfrieden und Exekutionsordnung hielten, wozu der König die zuständigen Organe der Reichskreise hätte auffordern können, werde man die Probleme schon meistern; jene Fürsten, die in auswärtige Kriegsdienste getreten seien, solle er direkt ermahnen. Ferdinands indirekte Kritik war wohl erkannt worden, denn Köln hatte eingeräumt, wenn die Exekutionsordnung „nit genugsam“ wäre, „auf verpesserung ratschlagen helfen“ zu wollen253; aber die Mehrheit hielt das für unnötig oder mit Rücksicht auf die anderen Reichs- stände für untunlich. Wenig hilfreich war auch der Rat, die unruhigen Ritter sollten von den bedrohten Fürsten auf den Rechtsweg verwiesen werden, denn Grumbach argumentierte in seiner Supplik, das ihm zuerkannte Recht werde ihm seit langem vorenthalten, so daß er es sich nehmen müsse254. Gerade diese Angelegenheit sollte sich nur wenig später zu einem Skandal auswachsen, als der Würzburger Bischof am 15. April 1558 von einem Kumpan Grumbachs auf offener Straße ermordet wurde255. Obwohl Ferdinand die Auswirkungen des Krieges zwischen Spanien und dem Papst für erledigt erklärt hatte und die geistlichen Kurfürsten jeden Kom- mentar für überflüssig hielten, bestanden die weltlichen, angeführt von Pfalz, auf einer Anmerkung: Ferdinand möge künftig „als das Oberhaupt“ derartige Konflikte aufmerksam beobachten und die Kurfürsten beizeiten informieren256. Keine Differenzen gab es darüber, daß die Religionsfrage nach dem Abbruch des Wormser Colloquiums als an den Reichstag zurückgefallen zu betrachten sei; falls die Vergleichung auch dort mißlinge, sollte das dem Religionsfrieden „allwege unabbrüchig“ sein257. Den evangelischen Kurfürsten wurde eine Ver- wahrung zugebilligt, daß es in ihren Territorien keine Sekten gebe258. Ihren Versuchen, im Zusammenhang mit der Religionsfrage als Gegenstand der Ta- gesordnung des Reichstages die „Freistellung“ als „vertrauensbildende Maß- nahme“ einzufordern, widersetzten sich die Katholiken hingegen mit Erfolg259. Der neue Reichstag wurde grundsätzlich bejaht, doch wünschte die Mehrheit die Einberufung erst zum nächsten Frühjahr; in der Aussprache warnte Sachsen 252 HHStA Wien, RK Rig 36, fol 66r-73r, Kopie (danach wird zitiert); ebda, MEA WuKA 4, fol 75r-85v; die Beratungen bespricht eingehend Luttenberger, Kurfürsten, S. 63ff. 253 Ebda, MEA WuKA 4, fol 234r: Protokoll zum 10.3.58; auch Trier erklärte sich dazu bereit (fol 233v; vgl. Luttenberger, Kurfürsten, S. 65 254 Vgl. Ortloff 1, S. 123f; Chr. Bauer, S. 563 255 s. Kapitel 8, S. 540 256 wie Anm. 252, fol 68r/v 257 Antwort der Kurfürsten, fol 69r; bei der Beratung dieses Punktes stellte Mainz zusammenfas- send fest, das sei unstreitig (ebda, MEA WuKA 4, fol 240r: Protokoll zum 11.3.58). Ferdinand erklärte seinerseits: „So ist auch irer kay. may. gemuet und mainung nie annderst gerichtet ge- west, unnd noch nit, dann das der junngst zu Augspurg beschlossen und aufgericht Religionfri- den vhestegilich und ungeschwecht gehalten werde“ (Ferdinands Replik, wie Anm. 274, fol 76r). 258 G. Wolf, Protestanten, S. 121, deutet das als „Zusage“ der weltlichen Kurfürsten an Ferdinand, „daß in ihren Staaten keine anderen Lehren als die in der Augsburgischen Konfession enthalte- nen geduldet werden würden“. 259 HHStA Wien, MEA WuKA 4, fol 247r-250v: Protokoll zum 11.3.58, nachmittags CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
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