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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 257 -
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Erfolglose Sendung zu Paul IV. 257 unterstützen werde, die Feinde der Christenheit zurückzuschlagen – wollte Ferdinand damit indirekt um Türkenhilfe bitten? – und unter Überwindung der Irrtümer und Spaltungen die Einheit der christlichen Religion zu erreichen; er vertraue darauf, daß der Papst letzteres als seine pastorale Aufgabe ansehe – das konnte als Anspielung auf ein Konzil gemeint sein11. Ferdinand wollte also seinen Willen zum Ausdruck bringen, sich der wichtigsten kaiserlichen Aufga- ben anzunehmen, und die Notwendigkeit des Zusammenwirkens der beiden Häupter der Christenheit andeuten lassen. Falls der Papst statt einer öffentli- chen Audienz lieber eine private gewähren wolle, sollte der Gesandte das nut- zen, um einen Beitrag des Papstes zur internationalen Entspannung anzumah- nen: Er sollte die Hoffnung ausdrücken, daß der Friede zwischen der Kurie und Spanien stabil bleibe und der Papst auf Frankreich einwirke, von den Waffen zu lassen. Gerade diese letzte Weisung zeigt, daß Ferdinand eine Verbesserung der Beziehungen zu Rom wünschte12. Indessen kam Gúzman gar nicht dazu, seinen Auftrag angemessen auszufüh- ren13. Unterwegs erfuhr er in Venedig von dem spanischen Residenten Vargas, der Papst beabsichtige, seine Adresse nicht entgegenzunehmen14. Tatsächlich brachte Paul IV. seine Weigerung, Ferdinand als Kaiser anzuerkennen, in meh- reren zeremoniellen Brüskierungen des Gesandten zum Ausdruck. Zunächst wurde ihm mehrere Tage der Einritt nach Rom verwehrt, dann wurde die be- antragte Audienz wochenlang nicht bewilligt, obwohl Gúzman umgehend von der Alternative in seiner Instruktion, sich auch mit einem privaten Empfang begnügen zu dürfen, Gebrauch machte15. Außerdem ließ er dem Papst zu des- sen besserer Information die Grundzüge seiner Instruktion durch den spani- schen Kardinal Pacheco vorab mitteilen, insbesondere die habsburgische Inter- pretation des Frankfurter Staatsaktes: Karl V. habe das Kaisertum nicht an die Kurfürsten zurückgegeben, sondern es auf Ferdinand als seinen durch die Wahl von 1531 bestimmten Nachfolger direkt übertragen16. Paul IV. jedoch blieb bei seiner Haltung und griff Ferdinands Kaisertum öffentlich auf einer zweiten Ebene an, indem er dessen Eignung für dieses Amt in Zweifel zog17. Zur Be- gründung mußten die religionspolitischen Beschlüsse im Reich, an denen Fer- dinand maßgeblich beteiligt gewesen war, herhalten, ferner die viel erörterte 11 Wie Anm. 7, fol 352v/353r 12 Gúzmans Auftrag ist von allen Autoren (Reimann, Schmid, Pastor und zuletzt Leeb) auf das Reverenz- oder Obödienzerbieten reduziert worden, weil ihre Quellen nicht mehr hergaben. Ganz unzulänglich zu diesem Komplex ist Fichtner, Ferdinand I., S. 228f. 13 Zum Verlauf im einzelnen Reimann, Streit, S. 303ff, Schmid, S. 9ff 14 HHStA Wien, Rom Korr. 14, fol 74r-75r: Gúzman an F., Venedig, 30.4. [1558]; benutzt von Reimann, Papst Paul IV., S. 28 15 Ebda, fol 76r/v: Gúzman an F., Rom 14.5.1558; abgedruckt bei Reimann, Papst Paul IV., S. 39f 16 „...tametsi enim ille dicat cessionem hanc non fuisse factam in manus electorum, sed Ferdinandi regis...“ Bezugnahme Groppers auf Gúzmans Schreiben in einem Gutachten vom Oktober 1558 (s. unten, S. 263). Vgl. Schmid, S. 10. Als Kuriosum sei vermerkt, daß M. I. Schmidt (Bd. 3, S. 60f) das auf zu geringe Kenntnis der Reichsrechte bei Gúzman zurückführen wollte. 17 Vgl. den Bericht des französischen Gesandten v. 11.6.1558 bei Ribier 2, S. 746 CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
Biographien
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