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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 263 -
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Erfolglose Sendung zu Paul IV. 263 skandalöse Gleichsetzung von Katholiken und Häretikern sei leider nichts Neues, sondern schon 1539 erfolgt; sie sei, um den von den Katholiken ge- wünschten Frieden nicht zu verlieren, unvermeidlich gewesen. Das Wormser Colloquium habe ja dank der von Rom genehmigten Teilnahme zweier Jesuiten keinen Schaden angerichtet. Die jüngsten Zugeständnisse an die österreichi- schen Stände in der Kelchfrage seien wegen der von den Türken drohenden Gefahr gemacht worden. Von Delfinos ausschließlich politisch argumentierender Apologie unter- scheiden sich zwei wohl vom Papst selbst angeforderte Memoranden des im Herbst 1558 nach Rom gereisten Johannes Gropper44. Der von den Habsbur- gern als Theologe geschätzte, vom Papst vor kurzem zum Kardinal kreierte Kölner Domherr schloß sich dem päpstlichen Standpunkt von der Nichtigkeit des Frankfurter Staatsaktes uneingeschränkt an45. Im Nachhinein desavouierte er damit seinen inzwischen verstorbenen Kurfürsten, zu dessen engsten Bera- tern er gehört hatte. Nachdrücklich lehnte er auch die habsburgische These ab, es handele sich um einen direkten Übergang der Kaiserwürde von Karl auf Ferdinand, und die Berufung auf Ferdinands Königswahl erklärte er für irrele- vant. Obwohl er den von Ferdinand verfolgten religionspolitischen Kurs scharf kritisierte – die Vereinbarungen von Passau und Augsburg bezeichnete er als Makel (ignominia) an Ferdinands Ehre – und obwohl er der Ansicht beipflich- tete, daß Ferdinand persönlich sich etlicher Versäumnisse schuldig gemacht habe, suchte er auch nach die Habsburger entlastenden Gesichtspunkten: So erinnerte er daran, daß König Philipp entschuldigend, wenn auch rechtlich unerheblich, auf des Kaisers Krankheit verwiesen habe, erachtete den auf Ferdi- nand ausgeübten starken Druck der Reichsstände als schuldmindernd und hob hervor, daß jener erst kürzlich in seinen Erblanden einen gut katholischen Ka- techismus habe verbreiten lassen, in dem auch die Kommunion unter beiderlei Gestalt sowie die Priesterehe als schismatisch gekennzeichnet seien46. Deshalb riet Gropper doch zum Ausgleich und zur Zusammenarbeit des Papstes mit Ferdinand, der die Anerkennung als Kaiser sehr wohl verdiene47. Im Blick auf den Zustand der Kirche in Deutschland betonte er, Ferdinand, den er konse- quent als „Rex“ tituliert, sei dort der einzige, der die Rückführung der Prote- stanten vorantreiben könne, zumal er die Unterstützung seiner Schwiegersöhne, der Herzöge von Bayern und von Jülich, habe; als „procurator, protector et defensor summi pontificis“ sei er dazu verpflichtet und sicher auch bereit, wenn der Papst auf dem bevorstehenden Reichstag ein Reformprogramm und die 44 Zu ihrer sachlichen Zusammengehörigkeit vgl. Lutz, Reformatio, S. 235ff; ebda, S. 278ff ist die „Meditatio de religione catholica in Germania retituenda et retienda“ ediert. Groppers Gutach- ten zur Kaiserfrage vom 21.10.1558 bei van Gulik S. 262ff; dgl. bei Tellechea, S. 273ff. 45 Der englische Gesandte in Rom wollte erfahren haben, Gropper könne sich deswegen nicht mehr im Reich aufhalten (Turnbull, S. 396f). 46 van Gulik, S. 267. Gropper meint den von Ferdinand bei Canisius in Auftrag gegebenen Kate- chismus; vgl. dazu Bucholtz 8, S. 191 47 Vgl. Lipgens, Gropper, S. 214; van Gulik, S. 170f CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
Biographien
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