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Kapitel 8: Friedenssicherung im
Reich530
que bon office, elle ayderat grandement le present estat des affaires...“87. Jedoch
blieben die Bemühungen vergebens. Die sächsischen Vertreter erschienen zu-
nächst ohne Instruktion und erhielten später die Weisung, der Kurfürst halte
eine Verschiebung bis zum nächsten Reichstag für die beste Lösung. Schon
nach wenigen Tagen äußerte Plauen, der selbst nicht teilnehmen konnte, gegen-
über Ferdinand den Verdacht, daß manche Leute die Gründung „gern verhin-
dern“ wollten88. In den Abschlußberichten der Delegationen werden natürlich
verschiedene Gründe für das ergebnislose Auseinandergehen angeführt, aber
Ferdinands Kommissare trafen wohl einen richtigen Kern mit der resignierten
Feststellung, nach dem Tode des Kurfürsten Moritz sei „di naigung so groß
nicht mer vorhanden, wie sy woll vormals zu Eger gewesen“89.
In den beiden nächsten Jahren hat Ferdinand keine Initiativen zur Wieder-
belebung des sächsischen Projektes oder zur Schaffung anderer Bünde unter-
nommen90.
Es wurde bereits ausgeführt, daß Ferdinand nicht zuletzt wegen des eklatan-
ten Versagens des Heidelberger Vereins vor der Aufgabe, gegen den Friedens-
störer Albrecht Alkibiades vorzugehen, sich 1554 aktiv an den Bestrebungen
beteiligte, die Kreisorganisation mit mehr Leben zu erfüllen. Die während des
Augsburger Reichstages zustande gekommene Exekutionsordnung akzeptierte
er als eine tragfähige, wenn auch sicher revisionsbedürftige Grundlage, um in
diesem Punkt überhaupt voranzukommen91. Auf die praktische Umsetzung
durch die Reichskreise konnte er als König keinen direkten Einfluß nehmen.
Die Möglichkeit, durch zügiges Voranschreiten im österreichischen Kreis als
Vorbild zu wirken, hat er nicht wahrgenommen. Erst nach Anmahnungen aus
den benachbarten Kreisen ernannte er den Kreisobersten und die Beigeordneten
und übertrug der Regierung in Innsbruck die Zuständigkeit für die finanziellen
Belange92. Die Höhe der von Österreich zu leistenden Kreishilfe bemaß Ferdi-
nand mit einem einfachen Römermonat nicht eben üppig, und der zum Kreis-
obersten bestellte Graf Georg von Helfenstein wurde von ihm fortwährend mit
anderen wichtigen Aufgaben betraut, so daß ihm für den Aufbau einer funktio-
nierenden Kreisorganisation keine Zeit blieb93. In die Tagesordnung des Re-
87 HHStA Wien, RK, Berichte aus dem Reich 6d, fol 168r-169v: Schwendi an F., Mont en Henau,
14.9.1553 (Eigh. Or.)
88 HHStA Wien, RK, Berichte aus dem Reich 1, fol 129–143: Plauen an F., 5.10.1553 (hier fol
129v)
89 Schlußbericht der Vertreter Ferdinands v. 27.10.1553 in HHStA Wien, RK Rig 19, fol 225r-227v
(das Zitat fol. 225r); der Bericht der sächsischen Vertreter bei Druffel 4, S. 313f, der der kaiserli-
chen bei Lanz, Corr. 3, S. 591ff
90 Von einem „Erfolg“ der Bundespolitik Ferdinands wird man kaum reden können (gegen Press,
Bundespläne, S. 91).
91 Kapitel 1, S. 112 mit Anm. 470 und S. 115
92 Mally, S. 34. Dotzauer, Reichskreise, bietet in den Kapiteln über die einzelnen Kreise jeweils
Informationen zur Umsetzung; danach lag Österreich sowohl zeitlich als auch hinsichtlich des
Organisationsgrades im letzten Drittel.
93 Dennoch ließ Ferdinand die Ernennung des Grafen dem Regensburger Reichstag als Beweis für
seine Absicht mitteilen, die Exekutionsordnung im österreichischen Kreis umzusetzen (HHStA
Wien, RK RTA 36, fol 234r: Instruktion v. 3.7.1556).
CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
Ferdinand I. als Kaiser
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Titel
- Ferdinand I. als Kaiser
- Untertitel
- Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Autor
- Ernst Laubach
- Verlag
- Aschendorff Verlag
- Ort
- Münster
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-402-18044-0
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 786
- Schlagwörter
- Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
- Kategorie
- Biographien