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Aktivitäten zur Friedenssicherung seit 1558 539
Aktivitäten zur Friedenssicherung seit 1558
Dann aber wurden nicht nur die Bemühungen zur Ausdehnung verstärkt, es
läßt sich auch beobachten, daß Ferdinand nun dem Landsberger Bund mehr
Gewicht als ordnungspolitischem Instrument zu verschaffen suchte, was auf die
erheblichen Veränderungen der politischen Gesamtsituation zurückzuführen
sein dürfte. Zum einen entfielen bisherige Rücksichten: Das Wormser Collo-
quium war vorüber und die Übernahme des Kaisertums sichergestellt. Zum
anderen flammte der Krieg zwischen Frankreich und Philipp II. wieder auf und
sorgte sofort für Unruhe im Reich. Meldungen über französische Angriffspläne
auf die „Vorlande“ am Oberrhein und von Truppenwerbungen in Niedersach-
sen zugunsten Frankreichs, mit denen vor allem ehemalige Gefolgsleute des
Markgrafen Albrecht Alkibiades, darunter der Ritter Wilhelm von Grumbach,
in Verbindung gebracht wurden152, erregten Ferdinands Besorgnis und veran-
laßten ihn zu erhöhter Aktivität153. Während seiner Anreise zum Frankfurter
Tag nahm er persönlich dem Markgrafen Georg Friedrich das Versprechen ab,
den Landfrieden einhalten zu wollen; die ernestinischen Herzöge von Sachsen
und andere als Parteigänger Frankreichs geltende Fürsten ließ er auffordern,
ihren Untertanen den Eintritt in französischen Kriegsdienst zu verwehren154.
Herzog Albrecht ersuchte er um Einberufung einer Bundestagung und ver-
langte, als die alarmierenden Meldungen sich wiederholten, erhöhte Einsatzbe-
reitschaft der Mitglieder155. Bei allen Aktivitäten trieb Ferdinand nicht nur die
Sorge um den Frieden, sondern auch um sein Prestige als Kaiser, ließ er doch
den Kurfürsten erklären, „da diß jetzt zu anfang regierung irer Mt. geschehen
solte, wurden andere ungehorsamen auch understehen, friden zu betrueben,
alles irer Mt. und den churfursten selbst zu verclainerung“156. In Frankfurt
empfing er sowohl mehrere Wetterauer Grafen als auch Vertreter der Städte
Frankfurt und Ulm, um ihnen den Beitritt nahezulegen157. Auf der Rückreise
von Frankfurt beriet er in Mergentheim mit den Fränkischen Einungsver-
wandten über potentielle Mitglieder aus dem fränkischen Kreis und kündigte
an, das Problem der Stimmberechtigung noch einmal zur Diskussion stellen zu
wollen, weil die in der Satzung getroffene Regelung beitrittshemmend sei158.
Ferner wurde eine intensive Kampagne eingeleitet, um die schwäbischen Präla-
ten und Adligen in den Bund zu ziehen159. In Frankfurt forderte Ferdinand
persönlich ihr prominentes Glied, den Erbtruchsessen Wilhelm von Waldburg,
152 HHStA Wien, RK Rig 35, fol 131r-132v: F. an Regierung in Innsbruck, 13.2.1558 (Kopie)
153 „Die ko. Mt. thuet hierin was zu underpauung und verhuettung solcher berumpten empörungen
dienstlich sein mag, alles was irer Mt. möglich. Schickt und schreibt an die fürsten und stend, da
es die notturft ervordert.“ (Seld an Hg. Albrecht, Frankfurt, 25.2.1558, BHStA München, KÄA
4306, fol 211v, eigh. Or.)
154 Diese Schritte sind aufgezählt in der Instruktion für Ilsung zum Landsberger Bundestag, Fran-
kurt, 28.2.1558 (HHStA Wien, RK Rig 35, fol 139r-145v).
155 Ebda, fol 175r-176v: F. an Regierung in Innsbruck, Frankfurt, 16.3.1558
156 HHStA Wien, MEA WuKA 4, fol 271v/272r: Protokoll des Frankfurter Tages, zum 15.3.1558
157 Mogge, S. 95 mit Nachweisen
158 Goetz, Beiträge, S. 107f
159 Goetz, Beiträge, S. 111f, S. 119 Anm. 1, S. 122ff
CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
Ferdinand I. als Kaiser
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Titel
- Ferdinand I. als Kaiser
- Untertitel
- Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Autor
- Ernst Laubach
- Verlag
- Aschendorff Verlag
- Ort
- Münster
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-402-18044-0
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 786
- Schlagwörter
- Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
- Kategorie
- Biographien