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Die Vorbereitung der Wahl 587
lichen Mitteilung des Kurfürsten Joachim ergangene Weisung an Zasius: Der
Rat sollte sich möglichst unauffällig informieren, was auf der Tagesordnung des
für Ende April angesetzten Kurfürstentages stehe und ob die Kurfürsten, insbe-
sondere der Pfälzer, persönlich erscheinen wollten112. Ferdinand, der vor seiner
Kaiserproklamation erlebt hatte, wie schwierig es war, sämtliche Kurfürsten
zusammenzubringen, wollte also ermitteln, ob jenes Treffen die Gelegenheit für
die erforderlichen Vorverhandlungen bieten würde, zumal er auf seine Anfrage
bei den drei geistlichen Kurfürsten, ob wegen der Ansage des Konzils ein
Reichstag zweckmäßig sei, noch keine Antwort erhalten hatte113. Als Voraus-
setzung sah er an, daß mindestens die Hälfte der Kurfürsten persönlich nach
Frankfurt käme114. Als er von der Absage des Treffens erfuhr, entschloß er sich,
nun bei allen wegen eines Reichstages zu sondieren, für den er so viele Themen
hatte, daß die Anfrage unverfänglich war und es keinen Verdacht erregen
konnte, wenn er den persönlichen Besuch dringlich machte; dahinter stand
natürlich das Kalkül, dann auch mit ihnen über die Modalitäten der Wahlver-
sammlung reden zu können. Die Anfang Mai fertig gestellten Instruktionen
nannten als anstehende Beratungspunkte115: Ausräumen der Bedenken, die von
einigen Ständen gegen das Konzil vorgebracht würden; die Türkengefahr, denn
die jahrelangen Friedensverhandlungen hätten noch immer nicht zum Erfolg
geführt; die Entwicklung der baltischen Frage; das Problem, wie andere dem
Reich entfremdete Gebiete zurückzubekommen seien; Umsetzung der
Münzordnung. Aber dann ging Ferdinand noch einen Schritt weiter und erteilte
Zasius, der zu den rheinischen Kurfürsten unterwegs war, am 24. Mai 1561 den
geheimen Auftrag, bei den Habsburgern wohlgesinnten Kurfürsten vertraulich
wegen der Sukzession im Reich vorzufühlen116.
Auch wenn die Frage nur lautete, wie es künftig mit der Administration des
Reiches gehalten werden solle, war den angesprochenen Kurfürsten zweifellos
klar, was gemeint war. Die Reaktionen fielen so aus, daß Zasius die Überzeu-
gung äußerte, alle drei geistlichen Kurfürsten würden in dieser und den anderen
besprochenen Fragen zum Kaiser stehen117. In Ferdinands verschlüsselnder
Wiedergabe hieß es, „die ding so in besonderer vertraulicher Conversation für-
geloffen“, seien von ihnen „gantz stattlich, vernünfftiglich und wohl bedacht
worden“ und hätten ihn veranlaßt, über die Regelung seiner Nachfolge intensi-
ver nachzudenken118. Dagegen stieß der Reichstagsplan auf wenig Gegenliebe.
112 HHStA Wien, RHRP 18, fol 68r: Eintrag zum 13.3.1561
113 Sickel, Konzil, S. 172f; vgl. Kapitel 6, S. 412
114 BHStA München, KÄA 3087, fol 35r/v: F. an Zasius, 20.4.1561 (Kopie)
115 Entwurf in HHStA Wien, RHRP 18, fol 77v-81v; Druck bei Moser, Wahlkapitulation, S. 521–
530
116 Goetz, Wahl, S. 64 mit Anm.1; das Dokument, auf das Goetz sich stützt, ließ sich nicht wieder
auffinden.
117 BHStA München KÄA 3087, fol 97r-98v: Truchseß v. Waldburg und Zasius an F., Speyer,
17.6.1561, Kopie
118 Instruktion vom 13.10.1561 für Helfenstein und Zasius zur Werbung bei den vier rheinischen
Kurfürsten (Moser, Wahlkapitulation, S. 548–559, das Zitat S. 549). Gegenüber Pfalz sollte diese
Einleitung weggelassen und stattdessen irgendwo eingeflochten werden, der Kaiser sei von ande-
CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
Ferdinand I. als Kaiser
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Titel
- Ferdinand I. als Kaiser
- Untertitel
- Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Autor
- Ernst Laubach
- Verlag
- Aschendorff Verlag
- Ort
- Münster
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-402-18044-0
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 786
- Schlagwörter
- Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
- Kategorie
- Biographien