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Kapitel 9: Die Sicherung der Nachfolge im
Reich588
Nur vom Brandenburger kam ein positives Echo. Die geistlichen Kurfürsten
machten ihre persönliche Teilnahme davon abhängig, daß alle Kollegen kä-
men119. Friedrich III. von der Pfalz wollte keinen Bedarf erkennen120. August
von Sachsen erklärte sich zwar bereit, des Kaisers Angelegenheiten zu unter-
stützen, weigerte sich aber strikt, persönlich zu erscheinen, weil er gehört habe,
es solle ein neues Interim verabschiedet werden121. Nachdem ein Versuch fehl-
geschlagen war, ihn umzustimmen, beschloß Ferdinand, direkt auf das Ziel
loszugehen und Maximilian offiziell zur Wahl vorzuschlagen.
Als eine Maxime Ferdinands läßt sich erkennen, zur Wahrung des kaiserli-
chen Prestiges die Verhandlungen so zu führen, daß etwaige Fehlschläge der
Öffentlichkeit nicht bekannt würden. Mithin durfte der Wahltag nur dann an-
beraumt werden, wenn das Resultat vorher ganz sicher feststand. Nach diesen
ersten Erkundungen schienen die Habsburger gute Aussichten auf die Mehrheit
der Stimmen zu haben, aber natürlich wünschte Ferdinand ein einstimmiges
Votum. Durch die Gespräche, welche der sächsische Gesandte Kram im Okto-
ber in Prag mit dem Kaiser und Seld führte, rückte dieses Ziel ein großes Stück
näher. Kram hatte nochmals darzulegen, warum sein Herr einen Reichstag für
nutzlos, ja sogar abträglich für die Interessen Ferdinands hielt, sollte – wie
erwähnt – Gerüchte dementieren, daß August oder sein Schwager, König Fried-
rich von Dänemark, nach der Kaiserkrone strebten, durfte anbieten, sein Herr
sei bereit, an einem Wahltag persönlich teilzunehmen, und sollte in Erfahrung
bringen, welche Absichten der Kaiserhof in der Sukzessionsfrage habe122. Na-
türlich war der Wettiner längst informiert, und zwar durch Joachim II., der im
Juli dem Kollegen den Reichstagsplan dahingehend erläutert hatte, der Kaiser
wolle bei dieser Gelegenheit mit allen Kurfürsten über die Nachfolge konferie-
ren123. Motive für die Sendung Krams waren vermutlich, dem Brandenburger
keinen Vorsprung im vertraulichen Umgang mit dem Kaiser zu lassen und sich
zu vergewissern, ob wirklich Maximilian der Nachfolger werden sollte124. Das
Gerücht, statt seiner wolle der Kaiser den Erzherzog Ferdinand präsentieren,
kam so in gewisser Hinsicht den habsburgischen Plänen zugute.
Es war im Herbst 1561 also nicht zu befürchten, daß der Vorschlag, Maximi-
lian demnächst zum Römischen König zu wählen, auf viel Kritik stoßen würde,
zumal Ferdinand argumentieren konnte, er sei von mehreren Kurfürsten zur
rer Seite zu der Sache gedrängt worden (S. 556); ebenso sollte gegenüber Sachsen verfahren wer-
den, falls sich zwischenzeitlich nichts Neues ergäbe.
119 Luttenberger, Kurfürsten, S. 96f
120 Kluckhohn, Briefe 1, S. 183ff
121 Sickel, Konzil, S. 200: Hassenstein an F., 21.6.1561; Moser, Wahlkapitulation, S. 531ff; Goetz,
Wahl, S. 63
122 Moser, Wahlkapitulation, S. 565ff: F. an Maximilian, 21.10.1561; Goetz, Wahl, S. 71f
123 Goetz, Wahl, S. 66; am Kaiserhof hoffte man, Joachim könne August doch noch zum Reichs-
tagsbesuch bewegen (HHStA Wien, RHRP 18, fol 95v/96r; F. an Joachim, 16.8.1561, gedruckt
bei Moser, Wahlkapitulation, S. 542f).
124 Vgl. die von Goetz, Wahl, S. 76 Anm. 2 zitierte Bemerkung Krams: „Was der Churfürst ... gerne
vor lengsten hett wissen wollen, ob es der Ro. kay. Mt. mitt Konig Maximiliano ernst oder nicht,
das bekommen S.Ch.G. ...aus ihren Mn selbst, auch meinen ... schreiben zu sehen und zu lesen“.
Zu den Motiven des Wettiners s. auch Luttenberger, Kurfürsten, S. 97ff.
CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
Ferdinand I. als Kaiser
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Titel
- Ferdinand I. als Kaiser
- Untertitel
- Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Autor
- Ernst Laubach
- Verlag
- Aschendorff Verlag
- Ort
- Münster
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-402-18044-0
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 786
- Schlagwörter
- Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
- Kategorie
- Biographien