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Kapitel 10: Kaiser Ferdinand I. im europäischen
Kräftespiel624
gute Ergebnisse für die Religion und das allgemeine Wohl zu erhoffen seien,
gefährden könne, wobei er auch die in Deutschland kursierenden Gerüchte
erwähnte39. Den Botschafter Frankreichs hat er offenbar über seine Haltung
informiert40. Philipp erwiderte, die Meinung des Kaisers sei „muy prudente“,
und versicherte, er habe sich weder in ein solches Bündnis begeben noch dar-
über verhandelt41. Aber der Bürgerkrieg in Frankreich sorgte dafür, daß die
Gerüchte nicht aufhörten, Spanien beabsichtige eine Invasion in Frankreich42.
Im Juni weihte Philipp den Kaiser dann ein, er habe dem französischen König
Militärhilfe angeboten, die auch angenommen worden sei43. Im Mai 1562 mußte
Arco dem päpstlichen Gedanken an eine Liga zwischen Spanien und „ganz
Italien“ abermals entgegenhalten, daß Unruhen im Reich die für das Konzil
schädliche Folge sein würden44. Ebenso riet Ferdinand dem Papst entschieden
davon ab, eigene Truppen zum Schutze des Konzils nach Trient zu beordern,
weil das nicht nur unnötig sei, sondern die Stände der Augsburger Konfession
in höchste Aufregung versetzen und als Beweis für jenes vermeintliche Bündnis
zu ihrer Vernichtung gewertet werden würde45.
Im Sommer lehnte er ein Ersuchen des Papstes um die Erlaubnis zu Trup-
penwerbungen im Reich für ein Eingreifen in den französischen Bürgerkrieg
mit der Begründung ab, die deutschen Protestanten würden argwöhnen, daß
der Papst gegen sie rüsten wolle, und der Fortgang des Konzils würde dadurch
gefährdet46. Nicht erwähnt wurde hingegen, daß auch die Vorbereitungen für
die Wahl Maximilians ungestört bleiben sollten, die Arco in Rom konsequent
verleugnete47. Die päpstliche Demarche blieb nicht verborgen48, und Zasius
hatte nicht ganz unrecht, als er Anfang September kritisch bemerkte, man kön-
ne es den protestantischen Fürsten nicht verdenken, „wan sie schon auf solch
und dergleichen unvernunftig divulgieren und unbehuetsame römische und
wällische handlungen irer sachen warnemen und die genzlich underdrukung
irer anhengigen auswendig des reichs gern wellen fürkomen sehen“49. Er dürfte
damit die Ende August getroffenen Vereinbarungen etlicher protestantischer
Fürsten im Südwesten mit den Hugenotten über finanzielle und auch militäri-
39 Bericht Lunas an Philipp v. 19.1.1562 über ein Gespräch mit dem Kaiser (CDI 98, S. 275ff)
40 Das ergibt sich aus einer Rückäußerung Katharinas von Medici an Bochetel,16.2.1562 (Le La-
boureur 1, S. 735f).
41 Ebda, S. 301: Philipp an Luna, 11.3.1562; vgl. zu dem Briefwechsel Fichtner, Ferdinand I., S. 231;
Fischer, S. 296
42 Sutherland, Massacre, S. 26f mit Nachweisen; vgl. auch Stevenson 5, S. 193f: Throckmorton an
Elisabeth I., 29.7.1562
43 CDI 98, S. 337ff: Philipp an Luna, 7.6.1562
44 Sickel, Konzil, S. 307f; vgl. Rill, Arco, S. 44
45 Sickel, Konzil, S. 262f: Weisung an Arco v. 12.1.1562
46 NB II 3, S. 96: Bericht Delfinos v. 20.7.1562; Meyenhofer, S. 184 mit Anm. 58. Ferdinand war
durch Berichte seines Botschafters in Rom vorgewarnt (Sickel, Konzil, S. 307ff u. S. 339f). Bele-
ge dafür, daß der Papst immer noch Pläne für eine katholische Liga schmiedete, bei Sickel, Rö-
mische Berichte 3, S. 35f.
47 Rill, Arco, S. 25
48 Der venezianische Gesandte am Kaiserhof hatte alsbald davon erfahren (VD 3, S. 211f: Bericht v.
20.7.1562).
49 Goetz, Beiträge, S. 251f: Zasius an F., 5.9.1562
CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
Ferdinand I. als Kaiser
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Titel
- Ferdinand I. als Kaiser
- Untertitel
- Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Autor
- Ernst Laubach
- Verlag
- Aschendorff Verlag
- Ort
- Münster
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-402-18044-0
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 786
- Schlagwörter
- Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
- Kategorie
- Biographien