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Epilog734
„uno delli migliori Prencipi, che habbia havuto questa nostra èta“ vermissen,
dessen Friedensliebe gerade auch dem Anliegen Venedigs entsprochen habe und
der wegen seiner Frömmigkeit, makellosen Lebensführung und unvergleichli-
chen Güte geradezu die Kanonisierung verdiene61.
Die Linie wurde von Haubenreich von Hirschhorn fortgeführt, als er am
Ende des Jahrhunderts den Kaiser charakterisierte: „Es ist aber Ferdinandus ein
frommer gottsförchtiger, deß rechten und der gerechtigkeit liebhabender fürst
gewesen, von dessen leben, sitten und ritterlichen thaten wol völlige bücher zu
schreiben weren“62. Noch 200 Jahre später bestimmte diese Tradition das Bild
von Ferdinand, so bei Michael Ignaz Schmidt63 und Franz Dominicus Häberlin.
Die positiven Züge wurden sogar noch gesteigert64: „In Kriegs- und Friedens-
künsten waren zu seiner Zeit wenige Fürsten und Könige, die ihm gleich ka-
men, keiner aber übertraf ihn. Besonders bewundert man an ihm seine ausge-
breitete [sic!] Staatskenntnisse und seine große Erfahrung in den wichtigsten
Staatsgeschäften, in deren Betreibung er unverdrossen war und ihnen alle Er-
götzlichkeiten nachsetzte“. Ein Grundzug seiner Regierung sei gewesen, alle
Zusagen unverbrüchlich zu halten, ein anderer seine Friedensliebe, so daß das
Reich „während seiner ganzen Kayserlichen Regierung Ruhe und Frieden ge-
nossen hat und in keinen auswärtigen Krieg verwickelt worden“65. Mit zuneh-
mendem Alter sei er auch in Fragen der Religion toleranter geworden, zum
Beweis wird an seine Bemühungen um die Kirchenreform und um die friedliche
Vergleichung der Glaubensfragen erinnert. In einem früheren Band hatte Hä-
berlin zum Augsburger Religionsfrieden bemerkt, man habe ihn „nächst Gott
den eifrigen Bemühungen ... Ferdinands als eines friedliebenden, klugen und des
Teutschen Reichsstaates bestens kundigen Regenten hauptsächlich zu dan-
ken“66. Und kein Geringerer als Friedrich Schiller schloß sich an, wenn er auch
leise ein paar kritische Töne anklingen ließ: „Mit einem Herzen voll Aufrichtig-
keit, mit einer wirklich heroischen Geduld hatte Ferdinand den Religionsfrie-
den zu Augsburg vermittelt und an den undankbaren Versuch, beide Kirchen
auf dem Konzilium zu Trient zu vereinigen, eine vergebliche Mühe verschwen-
det“. Angesichts seiner politischen und finanziellen Zwangslagen habe es Ferdi-
nand nicht in den Sinn kommen können, „den Religionsfrieden zu verletzen
und sein eigenes mühevolles Werk zu verachten“, vielmehr habe er beide Teile
mit gleicher Gerechtigkeit behandelt, „welches bei so sehr widerstrebenden
Forderungen ein wahres Riesenwerk war“, wenn auch der Erfolg nur gering
gewesen sei67.
61 Fiedler, S. 240f
62 Zitiert nach Hilger, S. 126
63 Er berief sich für Ferdinands positive Charakterzüge auf eine Lobrede des David Chyträus
(M.I.Schmidt 4, S. 79f).
64 Häberlin 6, S. 78–82, das folgende Zitat S. 79
65 Ebda, S. 80f; der Krieg mit den Türken und die Grumbachschen Händel seien keine Kriege des
Reiches im eigentlichen Sinn gewesen.
66 Häberlin 2, S. 552f
67 Friedrich von Schiller, Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, zitiert nach der Nationalausgabe
seiner Werke, hier Bd. 18, Weimar 1976, S. 27
CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
Ferdinand I. als Kaiser
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Titel
- Ferdinand I. als Kaiser
- Untertitel
- Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Autor
- Ernst Laubach
- Verlag
- Aschendorff Verlag
- Ort
- Münster
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-402-18044-0
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 786
- Schlagwörter
- Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
- Kategorie
- Biographien