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VON EINER FÜRSTLICHEN SAMMLUNG ZUR
FAMILIENBIBLIOTHEK12
Die Privatbibliothek Kaiser Ferdinands I. (1783–1875) entstand parallel
zur Bibliothek seines Vaters Franz’ I. Anders als im Fall der Büchersamm-
lung Kaiser Franz’ I. kann über die Genese der Bibliothek Ferdinands in
Ermangelung adäquater Quellen und auf Grundlage spärlich vorhandenen
Archivmaterials nur spekuliert werden. Vermutlich hatte sie nicht nur eine
ähnliche Entstehungsgeschichte, sondern auch dieselben Aufgaben. Denn
mit dem Regierungsantritt Ferdinands übernahm seine Büchersammlung
nunmehr die Rolle, die zuvor die franziszeische Privatbibliothek innehatte.
Von nun an erhielt sie alle Werke, die dem Kaiser von Autoren, Künstlern,
Verlegern etc. überreicht wurden, zur Aufbewahrung zugeteilt. Zudem
wuchs die Sammlung aber auch durch gezielte Ankäufe von Werken, die das
Interesse Ferdinands hervorriefen. Seit jeher auf mehrere Standorte in und
um seine Wohnappartements verteilt, wurden die Bücherkästen vor und
während seiner Regierungszeit aufgrund ständiger Raumumwidmungen
anlässlich der Einquartierung von Gästen oftmals umgestellt. Eine physi-
sche Zusammenführung mit der Fideikommissbibliothek und Aufstellung
in deren Räumlichkeiten schien aus Platzgründen unmöglich zu sein. Die
Ereignisse 1848 führten im Zuge der Thronentsagung schließlich zum dau-
erhaften Umzug Ferdinands nach Prag, wohin er seine Bibliothek mitnahm.
Sie wurde dort im Toskana-Palais gegenüber der Prager Burg untergebracht
und vom Geistlichen Nikolaus Negrelli und einem Bibliotheksdiener verwal-
tet.
1875 kehrte die Sammlung nach Wien zurück, da Ferdinand sie testamen-
tarisch seinem Neffen Franz Joseph vermacht hatte.
Franz Joseph hatte, anders als seine Vorgänger, wenig bibliophiles Inter-
esse. Über den Kernbestand seiner Privatbibliothek können nur Vermu-
tungen angestellt werden. Substanziell nimmt sie, zumindest, was den
Buchbestand anbetrifft, erst Gestalt an, als Franz Joseph 1848 Kaiser von
Österreich wird. Zunächst allerdings auch nur theoretisch, da er die an ihn
gerichteten Buchgeschenke bis 1870 durch die Hofbibliothek verwalten ließ.
Erst dem von ihm ernannten Bibliotheksvorstand Moritz Alois von Becker
wird es gelingen, diese Entscheidung rückwirkend zu korrigieren und die
seit 1849 an die Hofbibliothek abgegebenen Bände wieder in die franzisko-jo-
sephinische Privatbibliothek zurück zu transferieren.
Die Privatbibliothek Franz Josephs wurde zunächst im Dachgeschoss
oberhalb der Fideikommissbibliothek untergebracht. Sie bestand vor der Re-
tournierung der Bücher aus der Hofbibliothek großteils aus individuell an-
der Forschungsergebnisse: Huber-Frischeis/Knieling/Valenta/Petschar, Familien-Fidei-
kommissbibliothek.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken