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DREI KAISER – DREI
BIBLIOTHEKEN34
Stiefmutter Kaiserin Maria Ludovika (dritte Gemahlin Franz’ I.), die bereits
zum Gegenstand einer quellenbasierten Untersuchung wurde, bildet hier
eine Ausnahme.27
Zum mäßigen Interesse an der Gestalt Ferdinands I. kommt der Umstand
hinzu, dass bedeutende Quellen wenig bekannt waren. Einen Versuch etwas
Licht ins Dunkel zu bringen, unternahm Josef Kerekeshazy mit seiner Ar-
chivstudie über die geheimen Tagebücher des Kaisers aus dem Revolutions-
jahr 1848. Er versucht darin die spärlichen Anmerkungen Ferdinands zu
aktuellen politischen Ereignissen in seinen eigenhändigen Aufzeichnungen
als in dieser Zeit und in diesen Kreisen allgemein üblich zu relativieren. Die
Ferdinand-freundliche Arbeit landete allerdings als unveröffentlichtes Typo-
skript in der Sammlung für Handschriften und alte Drucke der Österrei-
chischen Nationalbibliothek, wie zahlreiche andere Arbeiten Kerekeshazys
auch.28
Im Hinblick auf Ferdinands prägende Erziehungsphase existiert neben
den Beständen aus dem Nachlass seiner beiden Erzieher, Francesco-Maria di
Carnea-Steffaneo und Josef Freiherr von Erberg, die sich im Haus-, Hof- und
Staatsarchiv befinden und von Gerd Holler für seine Ferdinand-Biografie kon-
sultiert wurden,29 weiteres wissenschaftlich noch nie gesichtetes Quellenmate-
rial im Bestand der Fideikommissbibliothek. Wie in einem späteren Abschnitt
zu erörtern sein wird, waren die Familienbriefe und Studienunterlagen Fer-
dinands nach der Rückkehr seiner Privatbibliothek aus Prag 1875 gänzlich
der Fideikommissbibliothek einverleibt worden.30 Während die späterhin die-
sem Bestand angeschlossenen Unterrichtsmaterialien Franz Josephs nach
1921 der Sammlung für Handschriften und alte Drucke der Österreichischen
Nationalbibliothek übergeben wurden, verblieb die ferdinandeische Korres-
pondenz samt einiger seiner Reisetagebücher beinahe zur Gänze im Verbund
mit seiner Privatbibliothek.31 Zu erwähnen sind weiters eigenhändige Skiz-
27 Arbter, Maria Ludovika.
28 Josef Kerekeshazy, Die geheimen Tagebücher Kaiser Ferdinands I. aus dem Revoluti-
onsjahr 1848, 2 Bde (Typoskript, Wien 1975). Wien, ÖNB, HAD, Cod. Ser. nov. 17.524 u.
18.345.
29 Wien, ÖStA, HHStA, Hausarchiv, Nachlässe Carnea-Steffaneo u. Erberg.
30 Vgl. Anm. 889.
31 Wien, ÖNB, BAG, A_4_2_1 (A/4/2/1), Box 1: Briefe von und an Franz I. (detaillierte Liste
liegt bei), Heiligenbilder (von verschiedenen Familienmitgliedern dem Kaiser überreicht),
Briefe an Ferdinand; Box 2: Unterrichtsmaterialen zu Ferdinand I., eine Karikatur über
Napoleon Bonaparte, eine Parte (Gerichtsadvokat Carl Hönig), zwei teilweise von Ferdi-
nand eigenhändig geführte Verzeichnisse über die Ablieferungen von botanischen Abbil-
dungen 1846–1848 (tlw. von dem Maler Joseph Knapp) sowie ein von anderer Hand erstell-
tes Verzeichnis zu „Abbildungen von Obstgattungen aus der [sic] k. k. Hof-Orangeriegarten
zu Schönbrunn“; Box 3: Sammlung von geistlichen Liedtexten, Briefe Erbergs an Ferdi-
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken