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DIE PRIVATBIBLIOTHEK FERDINANDS BIS 1835 41
neuerlich „ein Glaß zu denen Fischen“ angekauft worden sein, worunter man
sich ein Zimmeraquarium vorstellen könnte; und die wenig später bestellten
„Visitbilleten“ (Dezember 1800) mögen als praktische Utensilien beim Un-
terricht in der Etikette gedient haben. Die Reihe interessanter Ausgaben-
posten ließe sich weiter fortsetzten, so finden sich auf der Abrechnung für
März 1801 „4 Vögelhaisel“, ein „[Spiel]Pferd und Peitsche“ und „Pro
spekte“
und im Juni neben einer „Schachtel mit Soldaten“ doch tatsächlich „1 Kaffee
Maschin“ um stolze 6 fl. 33 kr., die im Folgemonat um „2 Koffe Kaudel[n]“
ergänzt wird. Im November desselben Jahres wird der Musikunterricht for-
ciert, Ferdinand erhält – wohl ebenfalls nach dem Vorbild des Vaters – eine
(wohl nicht allzu wertvolle) Geige um zwei Gulden. Später finden sich auch
Ausgaben für einen Klavierstimmer. Der Dienstantritt Carnea-Steffaneos
im April 1802 – und damit beschließe ich meine diesbezüglichen Ausfüh-
rungen – macht sich zunächst vorrangig durch Ausgaben im Bereich der
Körperhygiene und zur Pflege des äußeren Erscheinungsbildes bemerkbar.
Im Mai werden „1 Toillet Spiegel“, zwei Kleiderbürsten, „2 Zungen Scha-
ber, Zahnbürstel“, „Trünkglaßer“, Hosenschnallen sowie ein Paar „Bantofel“
gekauft, im Juni zwei Kämme und eine „Haarscherr“ und im Juli „3 Reti-
raden [Zimmertoiletten] und verschieden erdene Töpfe“, „1 ledernen Sack
zum Butzzeug“ sowie „1 Scherr zum Nagel abschneiden“. Sobald die gröbs-
ten Anzeichen anfänglicher äußerer Verwahrlosung beseitigt sind, wer-
den die geistigen und motorischen Fähigkeiten geschult. Im August 1802
kauft man Schreibfedern, Papier und Siegelwachs an, im Folgemonat Tinte,
Schuhwichs, „ein Bild zum Zerlegen“, „für Pinseln zum Iluminiren“ und „ver-
schiedene Handwergszeig“ etc.
In diesem Beitrag soll auf die Erziehung Ferdinands inhaltlich bewusst
nicht näher eingegangen werden, da es zum einen Autoren gibt, die sich in-
tensiver mit dieser Thematik auseinandergesetzt haben;49 zum anderen ist
die Phase der Erziehung in diesem Konnex lediglich hinsichtlich einer pri-
mären Funktion der Büchersammlung als Studien- und Handapparat des
Kronprinzen relevant, was mit dem zuvor schon Gesagten und dem noch
Darzulegenden ja einigermaßen belegt wird.
Die Buchankäufe dürfte Ferdinand wohl aus seiner Apanage bezahlt ha-
ben. Eine undatierte, eigenhändig von ihm verfasste Übersicht zu seinen
Ausgaben, die wohl ins Jahr 1814 zu datieren ist, lautet:
„Meine Kammerrechnungen betragen monatlich 800 fl.
Zur Anschaffung von Büchern 200 fl.
Auf Garderobe monatlich 200 fl.
49 Etwa Holler, Ferdinand oder Mikoletzky, Bild.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken