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DIE PRIVATBIBLIOTHEK FERDINANDS BIS 1835 45
gewiss förderungsbedürftigen Thronfolgers annahm. Ihre angeblichen be-
sorgten Äußerungen über Ferdinands körperliche wie geistige Defizite sind
bekannt.59 Sie ist der Nachwelt vor allem als mutige Kämpferin an der Seite
ihres Mannes gegen Napoleon bekannt geworden, den sie für das Schicksal
ihrer Familie verantwortlich gemacht hatte. Anschließend stand sie beim
Wiener Kongress als österreichische Kaiserin an der Seite Franz’ I. im Ram-
penlicht. Im Hinblick auf Ferdinands Erziehung, ist die Bestellung Joseph
von Erbergs von besonderer Bedeutung. Der aus Krain stammende Erberg
war einige Jahre lang der Ajo des Kronprinzen, bis er aufgrund einer psy-
chischen Erkrankung seinen Dienst quittieren musste. An der positiven
körperlichen wie geistigen Entwicklung, die Ferdinand in dieser Zeit ver-
zeichnen konnte, hatte er maßgeblichen Anteil. Die zeitlebens kränkelnde
Kaiserin starb in Verona, während sie Franz I. 1816 auf einer Reise durch
Lombardo-Venetien begleitete. Im Kodizill zu ihrem bereits am 20. Oktober
1813 verfassten letzten Willen – im Testament selbst werden hauptsächlich
Verfügungen über das liquide und angelegte Vermögen getroffen – werden
mehrere hundert Posten aufgelistet, welche das ihr gehörige Mobiliar, Klei-
dungs- und Schmuckstücke etc. umfassen.60 Ein anschließendes Verzeichnis
hält fest, welche Person welcher Posten zugedacht wurde. Ferdinand wird
darin einundzwanzigmal genannt.61 Mit den Nummern „107. Armoires de
Bibliotheques de bois noir et serrures de bronce“, „108. Tous les Livres qui
s’y trouvent“, „185. Un escalier de bois noir, avec des ornamens, placée á la
bibliotheque“ sowie „326. Un Livre de maroquin verd, contenant le catalogue
des mes Livres“ wird nicht nur ihre Privatbibliothek – oder zumindest ein
Teil davon – sondern auch ein Katalog der Bibliothek samt Bücherkästen
und eine Leiter an Ferdinand vererbt.62 Letztgenannte Utensilien sind heute
nicht mehr vorhanden, was leider auch für den Katalog gilt. Der Buchbe-
stand, so wie er uns bis heute überliefert ist, wurde, wie eingangs schon er-
59 Etwa bei Holler, Ferdinand, 84.
60 Wien, ÖStA, HHStA, Habsburg-lothringische Familienurkunden Nrn. 2245–2248 vom
20.10.1813. Weitere Kodizille zum Testament Nr. 2254 u. 2255 vom 20.05.1815 sowie
Nr. 2260 vom 15.10.1815. Die Ergänzung trägt den Titel: „Anhang zum Testament Wailand
Ihrer Majestät der Kaiserin Maria Ludovica dd. 20ten October 1813 et public. 19. Juny
1816. Table de tous les Effets qui m’appartiennent et leurs destination aprés ma mort et
aprés ma volonté qui se trouvera marquée dans un livre separé. Liste des Effets qui m’ap-
partiennent, lorsque quelque objet Serra donné, brisé, oté, on marquera ce changement par
le Signe siuvant X qui indique, qu’on n’a plus à rechercher sa destination.“
61 Nrn. 15, 105, 107, 108, 151, 185, 192, 233, 289, 290, 325, 326, 337, 338, 344, 352, 361, 367,
374, 379, 388.
62 Weitere Posten, die an Ferdinand gingen sind bspw. „289. Les manuscrits écrits de ma
main et traitant d’objets de sciences, litteratures etc.; 290. Des écrits de ma main reunis
dans une casette; 325. Tous mes portefeuilles de decompts, mes livres de comptes“.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken