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DIE PRIVATBIBLIOTHEKEN FRANZ’ I. UND FERDINANDS I. 1835–1848 59
nes kleine Universum, in dem Khlo-
yber seit dem Tod Youngs 1829 und
mit Duldung des Kaisers Franz sein
eigenes Regime ausgeübt hatte.
Möglicherweise sah er sich auch
veranlasst, die vermeintliche Gunst
des Augenblicks für sich zu nutzen
und beim neuen Herrscher durch
die Demonstration von Kompetenz
Eindruck zu schinden, sein Rayon
abzustecken und damit vielleicht
alle bisherigen Privilegien bestä-
tigt zu bekommen. Die Funktion
des Vorstehers war nach dem Tod
Youngs von Franz I. nicht wieder
vergeben worden und so könnte
dieses erste Abtasten auch dazu ge-
dient haben, die Möglichkeit einer
Beförderung vom provisorischen
Leiter zum Vorsteher, vielleicht so-
gar beider Privatbibliotheken, auszuloten. Khloyber umreißt den Gesamt-
bestand105 der Privatbibliothek, spricht im Hinblick auf die Ankaufsgewohn-
heiten der Privatbibliothek auch die unzulängliche Dotationshöhe an und
legt dem neuen Besitzer zugleich die von Franz I. stets geübte Praxis der
finanziellen Bezuschussung ans Herz. Bei der Skizzierung der Arbeitsauf-
teilung verwundert es aufgrund der zuvor angedeuteten Intention nicht,
dass Khloyber vorrangig seine eigenen Verdienste in den Mittelpunkt stellt.
Demnach habe der Kaiser ihm neben den eigentlichen Bibliotheksgeschäften
„Alles was in Bezug auf die Privatbibliothek sowohl von Seite der [Hof]Stel-
len, als auch der zahlreichen Bittsteller des Inn- und Auslandes einlangte,
durch das geheime Cabinett zur Erstattung einer Aeußerung zuzuweisen;
105 Büchersammlung etwa 28.500 gedruckte Werke in ca. 43.000 Bänden; circa 500 „inter-
essante“ Manuskripte, worunter auch die eigenhändigen Aufzeichnungen Franz’ I. aus
seiner Erziehungszeit fallen; 3.300 Landkarten, die jedoch im Appartement des Kaisers
aufbewahrt wurden, um dieses brisante Material „neugierigen Blicken“ zu entziehen; ca.
15.400 Hefte Katastralmappen; ca. 66.000 Blätter Porträtstiche nebst ca. 14.000 Porträt-
dubletten; 22.065 Blätter Lavatersammlung; ca. 8.000 Kupferstiche aus allen Schulen;
ca. 9.000 Handzeichnungen (4.000 Abbildungen von Pflanzen aus den k. k. Hofgärten und
5.000 sonstige Darstellungen); 934 Stück Gold-, Silber- oder Bronzemünzen [FKBA21001,
fol. 2r–3r]. Abb. 8: Kaiser Franz I. mit seinem Sohn
Ferdinand
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken