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DIE PRIVATBIBLIOTHEKEN FRANZ’ I. UND FERDINANDS I. 1835–1848 65
„Seiner Majestät Privatbibliothek ist gleich anfangs, nämlich im Jahre 1835
als sie meiner Aufsicht anvertraut wurde, ganz abgesondert von der Fideikom-
miß Bibliothek sowohl hinsichtlich ihrer Katalogisirung, als auch der Aufstel-
lung behandelt worden. Leider sind in letzterer Beziehung, die Räume so un-
zweckmäßig, die Gemächer dazu so sehr von einander getrennt und entfernt,
daß während zum Beispiel ein Theil der Bibliothek sich in einem Gemache
des Appartements des Erzherzogs Leopold126 befindet, ein anderer im Amali-
enhofe zu suchen ist. […] Gleich bei der im kurzen Wege geschehenen Ueber-
nahme der erwähnten Bibliothek fand ich zwar den Entwurf eines Kataloges
vor; allein aus den specimen […] wollen Euer Excellenz ersehen; ob ein derley
Katalog seiner Einrichtung nach überhaupt den Anforderungen eines Cata-
loges wenigstens in dem Sinne entsprechen konnte, in welchem der an mich
ergangene Allerhöchste Befehl lautete; daß nämlich Seiner Majestät Privatbi-
bliothek in der Art zu verwalten sei, wie die Höchst Ihres durchlauchtigsten
Herrn Vaters, denn hier rühmet sich die Bibliothek einen größten Theils durch
den vorigen Bibliothekar Hofrat Young oder in der Folge unter seiner Aufsicht
entstandenen äußerst voluminösen Catalog zu besitzen, von dem man ohne
Unbescheidenheit sagen kann; omnia puncta tulit. Es wurde daher nebst den
currenten Arbeiten in der Fideikommißbibliothek; sogleich die Beschreibung
der Kaiser Ferdinands Bibliothek in der erwähnten Weise vorgenommen. […]
Wollen daher Eure Excellenz gütigst entschuldigen, wenn ich etwas Ihre Ge-
duld durch die Andeutung ermüde, wie diese Katalogisierung statt findet. Zu-
erst wird nämlich jedes Buch nach seinem Titel auf einen besonderen Zettel
diplomatisch genau beschrieben; dann wird dieser Zettel sowohl, als das Buch
mit der betreffenden, durch die ganze Bibliothek von 1 bis … durchlaufen-
den Nummer versehen. Diese Nummer wird in einer Art gedruckten Inven-
tars (hier Standorts-Repertorium genannt) bloß in der möglichsten Kürze mit
dem Schlag- oder Suchworte ohne Rücksicht auf eine alphabetische Ordnung,
sondern bloß in fortlaufender Zahl eingetragen. Durch diese Operation ist die
Basis für jede mögliche Art der Katalogisirung – also auch für den gewöhn-
lichen alphabetischen Katalog gelegt. Der obenerwähnte seiner Natur nach
bewegliche Zettel Catalog läßt sich daher auch recht bequem bald zu einem
systematischen, bald zu einem Realkatalog zusammenstellen.“127
Wie Khloyber gleich zu Beginn seiner Ausführungen zum Ausdruck bringt,
ist die Dislokation der ferdinandeischen Bestände der größte Hemmschuh
einer effizienten und raschen Katalogisierung. Erschwerend kommt hinzu,
126 Leopold von Neapel-Sizilien (1790–1851) Prinz von Salerno, Gatte der Erzherzogin Maria
Klementine, einer Tochter Kaiser Franz’ I.
127 FKBA26004, fol. 4r–5v.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken