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DIE PRIVATBIBLIOTHEKEN FRANZ’ I. UND FERDINANDS I. 1835–1848 67
Dass er eine Rolle gespielt haben muss, zeigen etwa die Einträge im Zu-
wachs
inventar (FKB.INV.75), die ihn gelegentlich als Übergebenden von für
die Privatbibliothek bestimmten Objekten nennen. Auch in Zusammenhang
mit der Abrechnung der von Ferdinand bei Jakob Alt in Auftrag gegebenen
Guckkastenblätter scheint sein Name auf.135 Schon bei der Gehaltsabrech-
nung des Jahres 1836 wird vermerkt, dass Blumenbach „die für die Aufsicht
der Privat Bibliothek Seiner Majestät bewilligt gewesenen monatlichen 10 fl.
C.M. bis zur Vereinigung der Privat Bibliothek mit jener von weiland Seiner
höchstseligen Majestät“ erhalten solle.136 Diese erlebt er jedoch nicht mehr –
er stirbt am 7. April 1847. Sein bescheidener Zuschuss wird seiner Gattin
Marie als Witwenpension übertragen und für die beiden Kinder Otto und
Marie ein Erziehungsbeitrag von jährlich je 40 fl. C.M. „bis zu einer ander-
weitigen Versorgung“ bewilligt.137
Kommen wir zurück zum Blumenbach’schen Katalog, den Khloyber im
zuvor zitierten Bericht von 1849 allerdings nur noch als „Katalogsentwurf“
bezeichnet, dessen „Specimen“ (systematischer Aufbau) er für eine künftige
Verwendung und zur Eingliederung in den Katalogbestand der franziszei-
schen Bibliothek für untauglich hielt.138 Was immer man sich unter diesen
frühen, heute nicht mehr vorhandenen Verzeichnissen oder Zettelkatalogen
auch vorstellen mag, sie zogen eine gründliche Katalogisierung nach den
Gepflogenheiten der franziszeischen Privatbibliothek nach sich, die 1842
bereits voll im Gange war.139 Schon 1845 wird die „Ziffrirung“140 des Stand-
ortsrepertoriums (FKB.INV.81) erwähnt und spätestens 1849 können die
Arbeiten samt Erstellung eines Zettelkatalogs (mit der Möglichkeit zur al-
phabetischen und systematischen Sortierung) als abgeschlossen betrachtet
werden.141
Ein weiteres hoch interessantes Inventar – das erste (erhaltene) seiner
Art in der Geschichte beider Privatbibliotheken – ist das Verzeichnis „Ueber
die Art, wie die meisten Werke seit 1836–1848 in die Bibliothek gekommen
und (oft) honorirt worden sind. Nebst einem Verzeichniss der Medaillen“142.
Eine Notiz am Anfang des Inventars lässt den Rückschluss zu, dass die Fer-
dinandea 1835/36 1.707 Buchtitel umfasst hatte. Alle folgenden Erwerbun-
135 Telesko, Kosmos, 21f.
136 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF Ä.R., Rechnungsbuch 1836 (= Nr. 42, alt Nr. 441), pag. 112.
137 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF Ä.R., Rechnungsbuch 1847 (= Nr. 53, alt Nr. 452), pag. 153.
138 FKBA26004, fol. 5r.
139 FKBA23146, fol. 6v.
140 FKBJ1845, Post Nr. 50.
141 Zu den Papiereinkäufen für diesen Zettelkatalog siehe FKBJ1837–1841, 1838 Post Nr. 154,
FKBJ1842 Post Nr. 201, FKBJ1848–1849, 1849 Post Nr. 108, 139 u. 148.
142 FKB.INV.75.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken