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DREI KAISER – DREI
BIBLIOTHEKEN68
gen bis zum Sommer 1850 wurden nun laufend (nach Erwerbungsjahren
gegliedert) in dieses Zuwachsverzeichnis eingetragen und mit roter Tinte –
wiederum bei 1 beginnend – durchnummeriert. Diese (neue) Liste endet
mit der Nummer 1.995, was aber nur der ungefähren Anzahl der in diesem
Zeitraum in die ferdinandeische Privatbibliothek aufgenommenen Werke
entspricht, da ja nur die „meisten“ Publikationen verzeichnet wurden, wie
der Titel es schon ausdrückt. Die Ferdinandea war also um mehr als das
Doppelte angewachsen. Die mit roter Tinte ausgeführten Nummern dien-
ten in diesem Zeitraum als provisorische Bibliothekszahlen, wie ein Eintrag
in einem Ausleihjournal 1841 und ein von Thaa 1842 erstelltes Verzeichnis
der unvollständig eingelangten Werke belegen.143 Neben dem Einlaufzeit-
punkt lässt das Inventar auch Rückschlüsse darauf zu, auf welchem Weg
Werke in die Sammlung kamen. Neben jedem eingetragenen Titel wird näm-
lich vermerkt, ob er beispielsweise durch die Staatskanzlei, die Staatskon-
ferenz, aus dem Geheimen Kabinett, der Kammer Seiner Majestät, einem
Buchhändler oder einem Bittsteller mit Gesuch zur Aufbewahrung in die
Bibliothek übergeben wurde. Als das neue Standortsrepertorium144 1848/49
fertiggestellt und alle Werke deshalb mit einer dauerhaften Bibliothekszahl
(Ferd.alt.Sign.) versehen worden waren, ergänzte man sie auch in diesem
Zuwachsverzeichnis. Die (rote) Nummer 1.995 trägt die (neue) Bibliotheks-
zahl 4.050, was der Menge an Werken entsprechen dürfte, die später nach
Prag übersiedelt wurden.145
Generell ist für den Zeitraum 1835–1848 festzuhalten, dass Khloyber sprach-
lich nicht zwischen den beiden Privatbibliotheken unterscheidet. Jene des
Kaisers Franz wird von ihm nur im Zusammenhang mit fideikommissa-
risch-rechtlichen Angelegenheiten als „Fideicommiss-Bibliothek“ bezeichnet,
allgemein aber bis zur Ausstellung der betreffenden Urkunde 1849 jedoch
nicht. In der Einleitung eines Berichts aus dem Jahr 1842, mit dem er Ferdi-
nand den seit 1835 ausgesetzten Bezug rezenter Werke für die franziszeische
Privatbibliothek wieder ans Herz legt, schreibt er beispielsweise: „Bisher be-
hauptet die Privatbibliothek Eurer Majestät unter den Privatbibliotheken
des europäischen Continents einen vorzüglichen Rang. In Allerhöchst Ihrer
Monarchie ist nur etwa die Seiner kaiserlichen Hoheit des durchlauchtigsten
Erzherzogs Karl die sich allenfalls mit ihr messen könnte.“146 Er bezieht sich
143 FKBA23083; FKB.INV.59, pag. 33.
144 FKB.INV.81.
145 Zählt man 1.707 (Stand 1835/36) und 1.995 (Zuwächse) zusammen, ergibt sich eine Menge
von 3.702 Titeln. Die Herkunft des auf 4.050 Werke fehlenden Teils (348 Titel) ist unklar.
146 FKBA23146, fol. 4v.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken