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DIE PRIVATBIBLIOTHEKEN FRANZ’ I. UND FERDINANDS I. 1835–1848 73
Anfrage an Kaiser Ferdinand, ob man neuerlich Dubletten von Kupferstich-
werken aus dem franziszeischen Bestand, und zwar diesmal durch Kauf für
die Akademie erwerben könnte. Auf Grundlage eines Gesprächs mit Khloy-
ber übersendet die Akademie ein Verzeichnis mit 21 gewünschten Titeln,
deren ursprünglicher Anschaffungspreis von Seiten der Privatbibliothek mit
5.796 fl. 13 kr. beziffert wird.159 Anhand eingeholter Gutachten der Schätz-
meister Kuppitsch und Schaumburg, die der getroffenen Auswahl einen
aktuellen Wert von 894 fl. 16 kr. bzw. 1.309 fl. 54 kr. beimessen,160 stimmt
Ferdinand am 9. Februar 1841 dem Verkauf um den Betrag von 1.200 fl.
in zwei gleichen Jahresraten zu. Der Erlös wird auf Khloybers Antrag hin
zum Ankauf des Galeriewerkes „Coleccion lithographica de cuadros del Rey
de España el Señor Don Ferdinando septimo“161 verwendet.162 Dieses Werk,
dessen Ankaufspreis für eine Ausgabe auf gewöhnlichem Papier bei 1.000 fl.
und auf chinesischem bei über 1.250 fl. lag, konnte von Khloyber zum Preis
von 568 fl. C.M.163 in der hochwertigeren Ausführung aus dem Nachlass des
im gleichen Jahr verstorbenen schottischen Malers David Wilkie beschafft
werden.164
Von der ursprünglichen Idee, die aus dem Dublettenverkauf erzielten Gel-
der für die Weiterfinanzierung der Fortsetzungswerke zu verwenden, war
man scheinbar abgekommen. Die Reinvestition in die franziszeische Privat-
bibliothek zur Schließung einer Bestandslücke – Khloyber wies ja darauf
hin, dass die Sammlung bis auf jenes spanische alle bedeutenden Galerie-
werke besaß165 – wäre dennoch gewiss im Sinne ihres Gründers Kaiser Franz
gewesen.
3.3 Zwischenschaltung des Oberstkämmereramtes 1839
Zum Ende des Jahres 1839 wird der direkte dienstliche Kontakt zwischen
Khloyber und dem Kaiser durch die Zwischenschaltung des Oberstkämme-
reramtes beinahe vollständig und auf Dauer unterbrochen. Um die diesbe-
züglichen Befehle Ferdinands I. besser verstehen und korrekt einordnen zu
können, ist ein Rückblick auf die Situation unter Kaiser Franz I. und seine
159 Eine Liste der verkauften Dubletten in Anhang 6.1.
160 FKBA22099, fol. 7r–11v.
161 Erhält die freigewordene Bibliothekszahl FRANZ 19217; 274.965-F.
162 FKBA22099, fol. 5r–6v. Für das Dankschreiben Metternichs, die Titelliste und Empfangsbe-
stätigungen siehe FKBA23004.
163 487 fl. für das Buch, 66 fl für den Buchbinder und 15 fl. für den Transport.
164 FKBA24004, fol. 3v–4r.
165 FKBA22099, fol. 6v.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken