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DREI KAISER – DREI
BIBLIOTHEKEN82
Khloyber die Bedingung genannt habe, dass „die Vergrößerung, […] um zu
entsprechen, aus den sie zunächst umgebenden Lokalitäten genommen wer-
den“ müsse. Da diese Räumlichkeiten aber allesamt fix belegt sind, käme
nach Meinung des Bibliotheksvorstehers einzig das Flachdach des Augusti-
nergangtraktes für Erweiterungsmaßnahmen in Frage. Die darauf befindli-
chen Glashäuser seien ohnehin baufällig und würden der k. k. Privatkasse
jährlich hohe Kosten verursachen. Aufgrund ihrer Distanz zum Apparte-
ment Ferdinands würden sie von diesem auch nicht mehr benützt und teure
Reparaturmaßnahmen wären daher widersinnig. Es bestünde deshalb die
Möglichkeit, den
„an das Kammerdiener Zimmer Ihrer Majestät der Kaiserin Mutter stossen-
de[n] Raum der Terrasse zu einem Blumensaale für Allerhöchstdieselbe“ um-
zugestalten, „auf den Grundmauern der Glashäuser aber würde das neue, der
a.h. Privatbibliothek zugedachte, und mit den dermaligen Zimmern derselben
in unmittelbare Verbindung zu bringende Lokale in sieben Abtheilungen her-
gestellt werden.“190
Mit einem Fassungsvermögen von bis zu 6.000 Oktavbänden pro Abteilung
würden damit nicht nur alle bisher nicht aufgestellten Buchbestände sowie
das dezentral gelagerte Katastralmappenarchiv Platz finden, sondern auch
die Privatbibliothek Ferdinands. Darüber hinaus wäre damit auch ausrei-
chend Platz für künftige Zuwächse geschaffen. Bevor man diesem Umbau-
projekt aber konkret nähertrete, gibt Colloredo zu bedenken, ob es nicht
ratsam sei, zunächst doch „irgend eine bedeutende Wohnungsveränderung
unter den zum Hofstaate gehörigen Personen abzuwarten“ und eine sodann
freigewordene Lokalität zu Bibliothekszwecken umzuwidmen.191 Der Kaiser
stimmt dem zu, woraufhin Hofburg-Inspektor Ludwig Wagner nicht nur all-
gemein über die „Thunlichkeit oder Unthunlichkeit“ des Vorschlags befragt
wird, sondern konkret angeben soll, welche passenden Wohnungen sich in
der Nähe der Privatbibliothek befänden, respektive ob und wann eine solche
frei werden könne. Wagner wird überdies um Auskunft gebeten, ob andere
Räumlichkeiten der Hofburg für diesen Zweck geeignet scheinen, „wobey
jedoch der große Bedarf an Wohnungen für hohe Gäste und deren Suiten,
dann für die nicht ferne Zuweisung von eigenen Herrschaftskammern an
die durchlauchtigsten Kinder des Erzherzogs Franz [Karl] wohl zu berück-
190 Wien, ÖStA, HHStA, OKäA, Serie C, Kt. 10, Rubr. 74, Fasc. 1836 (Hof- u. Privat-Biblio-
thek). Schreiben Colloredo-Mansfelds an das Oberstkämmereramt vom 05.01.1836.
191 Ebenda.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken