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DREI KAISER – DREI
BIBLIOTHEKEN94
204 des Verzeichnisses mit gesammelten kleinen emailen oder miniatur-Por-
traits manche interessante Stücke enthalten, oder durch die höchsten Hände,
welche sie so zusammengestellt von Werth seyn. Die Nrn. 206, 207, 213, 216,
220, 221, 223, 225, 226, 227 und 228, dann 229, 230 und 231 betreffen ferner
ganz offenbar Personen, die zur höchsten Verwandtschaft zu rechnen sind,
und zum Theil unter den anderen Nummern gar nicht vorkommen. Die zu
treffende Ausscheidung hätte sonach meinem unmaßgeblichen Dafürhalten
zu Folge sich gerade nur auf solche Stücke zu erstrecken, die entweder nicht
in die Kathegorie von Familienbildern gehören, wie No. 57 einen Minister und
210 den Erzbischof Babik228 vorstellend, oder die gar nicht als Portraits anzu-
sehen sind.
In so fern Eure Majestät sich sonach bewogen finden dürften, den Anträ-
gen des Grafen Taaffe die Allerhöchste Genehmigung zu ertheilen, wäre nach
meinem unmaßgeblichen Dafürhalten eine nachmalige Revision des Verzeich-
nißes der Allerhöchsten zum Primogenitur Fideikommisse bestimmten Fami-
lien-Portraits etwa mit Zuziehung der Hofräte Baron Löhr229 und Baron Sa-
cken230, welche über Provenienz und Gegenstand dieser Gemälde an meisten
Auskunft zu geben im Stande sind, Allerhöchst anzuordnen […]“231
Dem Khloyber’schen Anliegen wird also Rechnung getragen. Auch Metter-
nich spricht sich für eine geordnete Übergabe aus. Sein Anliegen, möglichst
viele Objekte aus dem Nachlass des Kaisers im Fideikommiss zusammenzu-
führen, könnte damit erklärt werden, dass dem langjährigen Weggefährten
Franz’ I. an der Schaffung einer möglichst kompletten Gedenksammlung
schon aus rein sentimentalen Gründen gelegen war. Vielleicht sprach aus
ihm aber auch der private Kunstsammler, dem die möglichst geschlossene
Weitergabe einer persönlich aufgebauten Sammlung am Herzen lag. Ferdi-
nand stimmt in der beigesetzten Resolution den Anträgen Metternichs mehr
oder weniger zu und und weist den Staatskanzler an, die gemeinschaftlich
mit Taaffe ausgearbeiteten Resultate zur seinerzeitigen Schlussfassung vor-
zulegen.
Die von Metternich vorgeschlagene Revision und nochmalige Begutach-
tung eventuell auszuscheidender Porträts durch die erfahrenen Beamten
Löhr und Sacken findet schließlich auf Anweisung des Obersthofmeisters
228 Adeodatus Babik (1738–1825), Erzbischof in partibus von Etschmiadzin, erster Generalabt
der Mechitaristen in Wien.
229 Franz Freiherr von Löhr, Hofrat und Kanzleidirektor im Obersthofmeisteramt.
230 Joseph Freiherr von Sacken, Hofrat und Kanzleidirektor im Oberstkämmereramt.
231 Wien, ÖStA, HHStA, Hausarchiv, Ministerium des kaiserlichen Hauses, Verlassenschaften
Kt. 7, Fasz. b.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken