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DIE PRIVATBIBLIOTHEKEN FRANZ’ I. UND FERDINANDS I. 1835–1848 101
der Monarchie zu verteilen, wobei jene mit geringer Ankaufsdotation zu be-
vorzugen wären.262 Dem Antrag scheint jedoch nicht entsprochen worden zu
sein, denn im Zuge der Abwicklung der Verlassenschaft Franz’ I. erhält seine
Gattin Karoline Auguste ein Viertel der Pohl’schen Auflage, der Rest wird
je zur Hälfte Kaiser Ferdinand und Erzherzog Franz Karl zugesprochen.
Unteilbare, nicht verwendbare Bruchstücke sowie einige gestochene Kupfer-
platten gelangen ebenfalls in den Besitz Ferdinands. In dem nichtdatierten
Vortrag – vermutlich aus 1853 – bittet Khloyber die Übergabe der Pohl’schen
Auflage an die drei Erben möglichst bald durchzuführen, da „die nunmehr
in 3 großen Haufen auf dem bloßen Zimmerboden hingelegten, mehrere
Zentner schweren Exemplare nicht wieder in den vorhandenen Kästen
ohne Vermengung untergebracht werden können“.263 Während Ferdinands
Teil im Dezember 1853 nach Prag transportiert wird, nachdem er zuvor 12
Exemplare der „Plantarum Brasiliae icones“ dem Kustos des botanischen
Museums (botanisches Kabinett am Josefsplatz) in Wien, Eduard Fenzl,
überlassen hatte, wird hinsichtlich des Verbleibs des Anteils von Erzher-
zog Franz Karl lediglich festgehalten, dass er ein Exemplar der „Plantarum
Brasiliae icones“ an das Wiener Schottenstift und Prachtexemplare sämt-
licher Pohl’scher Werke an das Oberstkämmereramt übergeben ließ.264 Die
Kaiserin Karoline Auguste zugesprochenen Bände verbleiben zunächst in
der Verwaltung der Bibliothek. 1870 erhält Moritz von Becker die Ermäch-
tigung, jeweils ein Exemplar von beiden Werken aus ihrem Anteil – zwei-
felsohne auf seinen Vorschlag hin – dem Communal-Real-Gymnasium in
der Leopoldstadt, dem k. k. Piaristen-Gymnasium, der k. k. Oberreal
schule
auf der Landstraße, der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft, der k. k. Gar-
tenbau-Gesellschaft (alle in Wien) sowie der k. k. Forst-Akademie in Maria
Brunn zu widmen.265
262 Prag, Narodni Archiv, hofmistra cisare Ferdinanda I., Rubr. 22, Kt. 33. Vorgeschlagen
werden die Bibliotheken der Akademien der Wissenschaften in Wien, Prag, Mailand u.
Venedig, der Universitäten von Prag, Olmütz, Lemberg, Krakau, Graz, Innsbruck, Padua
u. Pest, die Landesbibliotheken zu Mailand, Venedig u. Hermannstadt, das Joanneum in
Graz, die Bibliotheken der Akademien der bildenden Künste in Wien, Mailand, Venedig
u. Prag, die Lyzealbibliotheken in Linz, Salzburg, Klagenfurt u. Laibach, die Bibliothe-
ken der theresianischen Akademie und des polytechnischen Instituts in Wien, der techni-
schen Anstalten in Prag, Brünn, Lemberg, Mailand, Venedig, Görz, Triest, Trient, Mantua,
Cremona, Brescia, Verona, Como, Lodi, Bergamo, Ödenburg, Fünfkirchen, Erlau u. Klau-
senburg sowie die Stadtbibliotheken zu Pressburg, Raab, Kaschau, Großwardein, Temes-
var u. Agram.
263 FKBA26067, die zu diesem Vortrag gehörende Übersicht befindet sich unter FKBA20017,
fol. 14r–16v.
264 FKBA20017, fol. 16 r–v.
265 FKBA26152. Zur Aufbewahrung der Restauflagen der Pohl’schen Werke vgl. auch die Aus-
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken