Seite - 102 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
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DREI KAISER – DREI
BIBLIOTHEKEN102
Es ergeben sich auch Anlässe, um mit auszusondernden Dubletten das von
jedem Herrscher erwartete Mäzenatentum zu demonstrieren. Zwischen
1845 und 1847 wird unter der Leitung des Bautzener Domdekans Joseph
Dittrich der Bau einer katholischen Kirche in Leipzig (Trinitatiskirche) re-
alisiert. Da zur Mitfinanzierung solch eines Gebäudes natürlich vorrangig
katholische Herrscher gewonnen werden können, tritt der Leipziger Buch-
händler und Universitäts-Antiquar J. M. C. Armbruster im Namen Dittrichs
auch an Ferdinand mit der Bitte heran, ihm einige Dubletten von selte-
nen Büchern oder Prachtwerken zu überlassen, deren Verkaufserlös dem
Baufonds der Kirche zufließen solle. Ferdinand gestattet Khloyber am 2. Fe-
bruar 1848 die Ausscheidung von Dubletten im Wert von 100 Dukaten für
diesen Zweck.266 Neben 28 Buchdubletten, darunter etwa die beiden Werke
Emanuel Pohls in zweifacher Ausführung oder „Voyage de Humboldt et Bon-
pland“, widmete man diesem Zweck auch etliche Kunstblätter (ebenfalls in
zumeist mehrfachen Abdrucken), 50 Porträts historischer Personen sowie
drei Landkarten.267
Khloybers Haltung zu diesen Beständen ist also zwiespältig. Zum einen
verleitet ihn sein Geltungsdrang dazu, möglichst alles in seinen Einflussbe-
reich zu bekommen. Auf der anderen Seite verhindert die Überfüllung der
Bibliotheksräume beinahe schon die tägliche Arbeit der Angestellten. Dass
Khloybers Andeutungen hinsichtlich der Überfüllung etwas überzogen wa-
ren zeigt sich spätestens nach der Rückübersiedelung der ferdinandeischen
Privatbibliothek aus Prag 1875 und ihrer Aufstellung in Wien unter der An-
leitung Moritz von Beckers, als tatsächlich noch ausreichend Wandfläche zu
Verfügung steht, um selbst diesen umfangreichen Bestand zu beherbergen.
3.7 Finanzierung
Kaiser Franz I. führte für seine Privatbibliothek 1813 eine Dotation in der
Höhe von 10.000 fl. Wiener Währung aus den Mitteln der k. k. Privatkasse
ein, die 1816 auf 12.000 fl. erhöht werden musste. Aufgrund der hohen Ab-
wertung dieser Behelfswährung wurde es ab 1822 notwendig, sie zu zwei
Dritteln in Konventionsmünze und nur zu einem Drittel weiterhin in W.W.
auszubezahlen (4.000 fl. W.W. u. 3.200 fl. C.M.). Darüber hinaus bedurfte es
führungen zur Musikaliensammlung Franz’ I. in Abschnitt 5.6.5 (Ende) bzw. Anmerkun-
gen im Aktenkonvolut, zusammengefasst in Wien, ÖNB, Musiksammlung, Mus.Hs. 4797.
266 FKBA25139, fol. 1r–v.
267 Vgl. die Verzeichnisse Khloybers und Armbrusters FKBA25139.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken