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DIE PRIVATBIBLIOTHEKEN FRANZ’ I. UND FERDINANDS I. 1835–1848 105
erwidert den Bericht mit seiner Kenntnisnahme und rügt Khloybers eigen-
mächtiges Zusammenziehen mehrerer Abrechnungsjahre mit dem lapidaren
Beisatz: „Künftighin sehe Ich der Rechnungsvorlage alljährlich entgegen“.274
Auch im Folgejahr 1842 kann Khloyber einen Kassenüberschuss erzielen,
den er mit dem Abschluss einiger Fortsetzungswerke begründet. Dass Fer-
dinand der Sache nicht ganz trauen will, geht aus seiner Resolution hervor,
in der er seinen Bibliothekar wissen lässt: „Ich habe den summarischen Aus-
weis der Mir vorgelegten Rechnung zurückbehalten, und setze in Sie das
Vertrauen, daß Sie mit der bisherigen Dotation auszulangen bemühet und
keine Zahlungen unberichtiget zu lassen bedacht seyn werden“.275
1843 kann man einen sozusagen selbsterwirtschafteten finanziellen Zu-
schuss verbuchen, der der Bibliothek aus dem Verkauf von Dubletten aus
dem franziszeischen Bestand an die Akademie der bildenden Künste in Wien
zufließt. Der in zwei Raten bezahlte Betrag von 1.200 fl. wird in der Bib-
liothekskasse im Dezember 1843 verbucht.276 Auf Khloybers Anregung hin
wird dafür das Galeriewerk „Coleccion lithographica de cuadros del Rey de
España“ für die franziszeische Privatbibliothek um 568 fl. C.M. angekauft.277
Der Rest wird für laufende Ausgaben verbraucht. 1844 beginnt Khloyber
damit, seinen Rechenschaftsberichten (erstmals für 1843) eine Titelliste
der – freilich für die ferdinandeische Privatbibliothek – neu subskribierten
kostspieligen Werke beizufügen, um die rechtmäßige Verwendung der Do-
tationsgelder zu belegen. Diese Einführung kommt ihm im Folgejahr zu-
gute, um beim Kaiser einen erstmals seit acht Jahren wieder notwendigen
Zuschuss in der Höhe von 611 fl. 7 kr. C.M. für eine Rechnung der Wiener
Kunsthandlung Artaria & Comp. zu rechtfertigen. Ferdinand gewährt die
Bitte mit der bereits bekannten mahnenden Aufforderung, im Dotationsrah-
men zu bleiben.278 Doch sowohl 1847 als auch 1848 muss Khloyber um zu-
sätzliches Geld bitten um jeweils Rechnungen aus dem Vorjahr begleichen
zu können (1847 797 fl. 48 kr. C.M., 1848 664 fl. 32 kr. C.M.).279 Das Revolu-
tionsjahr 1848 endet zumindest für die Bibliothekskasse äußerst positiv, da
die traditionell im Dezember jeden Jahres von den Großlieferanten gestell-
ten Abrechnungen vermutlich aufgrund der politischen Lage und des Herr-
scherwechsels erst in den Folgemonaten des Jahres 1849 übergeben werden,
was schlussendlich ein Kassaguthaben von 3.409 fl. 14 kr. C.M. ergibt.
274 FKBA23146, fol. 6v.
275 FKBA23082, fol. 3v.
276 FKBJ1843 Post Nr. 235.
277 Vgl. dazu Abschnitt 3.2.
278 FKBA25003, fol. 4v–5r.
279 FKBA25112, fol. 3r u. FKBA25142, fol. 2r.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken