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DREI KAISER – DREI
BIBLIOTHEKEN114
lich der Menge der beim Tode Franz’ I. vorhandenen Buchtitel veranlasst
hatte, sind in der Folgezeit mit Werken befüllt worden, deren Erscheinungs-
datum ebenfalls in die frühen 1850er Jahre fällt.308 Dasselbe gilt für jene
freien Bibliothekszahlen, die im Zuge der Ausscheidung von Dubletten aus
dem franziszeischen Bestand entstanden sind.309
Obwohl die Dublettenaussonderungen von Khloyber sicherlich begrüßt
worden waren, da damit Platz für Neuerwerbungen geschaffen wurde, de-
monstrieren sie aber auch, dass die allgemeinen Bestimmungen für Fidei-
kommisse – etwa die Unveräußerlichkeit ihrer Substanz – nicht stringent
eingehalten wurden. Wenn es dem Bibliotheksvorsteher allerdings argu-
mentativ hilfreich war, versteifte er sich jedoch gerne auf ebendiese Rege-
lungen. Als beispielsweise der Leiter des k. k. physikalisch-astronomischen
Kabinetts und Lehrer der Söhne Erzherzog Franz Karls, Professor Johann
Hoffer, im November 1843 darum bittet, eine der fünf in der franziszeischen
Privatbibliothek vorhandenen Dubletten der von Joseph Johann von Littrow
herausgegebenen „Annalen der k. k. Sternwarte in Wien“ für seine Institu-
tion zu erhalten, entgegnet Khloyber abwehrend:
„Da nun jedes Fideicommißgut wohl in seinem Werthe vermehrt, aber nicht
verringert werden darf; so würde selbst die Abtretung eines Duplicates von
hierseits villeicht nur dann Statt haben können, wenn Eure Majestät allen-
falls zu erlauben geruhten, daß als Aequivalent entweder irgend ein mathe-
matisches Werk aus Allerhöchst Ihrer eigenthümlichen Privatbibliothek oder
eine passende Doublette aus dem k. k. physicalischen Kabinette dafür in die
k. k. Fideicommißbibliothek abgegeben werden dürfte; wodurch dann dieselbe
allerdings einen willkommenen Gewinn erhielte.“310
Die Privatbibliothek Franz’ I. wuchs im Zeitraum 1836–1848 dennoch. Zu-
nächst durch regelmäßige Lieferungen neu erschienener Teile von Fortset-
zungswerken, die noch zu Lebzeiten des Kaisers subskribiert worden waren.
Deren Anzahl – 1835 noch 280 Titel – verringerte sich in der Folgezeit, da
immer mehr dieser teilweise äußerst umfangreichen Publikationen abge-
schlossen werden konnten. An Zuwächsen für die Porträtsammlung Franz’ I.
sei die Teilnahme an der 1836 in drei Tranchen abgehaltenen Auktion der
Sammlung des 1828 verstorbenen Wiener Bankiers Johann Jakob Ritter von
308 Etwa FRANZ 26.483–26.550 u. 26.960–26.999.
309 Vgl. dazu die FRANZ Nrn. im Anhang (Liste der Dubletten, die der Akademie der bilden-
den Künste verkauft wurden).
310 FKBA24009, fol. 1v–2r.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken