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DREI KAISER – DREI
BIBLIOTHEKEN144
ten Bestimmungen über die Ernennung seiner Dienerschaft und die Bestel-
lung seines Haushaltes vorzubehalten.
Seine Majestät rechnete darauf, daß die Gerechtigkeit Seines Herrn Nach-
folgers und dessen Räthe Ihm nie versagen würden, was Er zu fordern eben
so gut das Recht hatte, als andere Fürsten in seiner Lage, zum Beispiel der
König [Ludwig I.] von Baiern, der Churfürst von Hessen u. a., aber aus Staats-
rücksichten im ersten Augenblicke nicht in Anspruch nahm. Als ich einige
Monate nach der Thronentsagung mit dem Herrn Fürsten von Schwarzen-
berg über diesen Gegenstand in Verhandlung trat, gab er mir im Nahmen
des gesammten Ministeriums die volle Versicherung, daß es stets eine der
ange legentlichsten Sorgen desselben seyn werde, Seine Majestät in einer
seiner Würde angemessene Stellung zu versetzen, daß das Ministerium vor
dem Reichstage keine bestimmte Summe festsetzen könne, mir jedoch jeden
Monath unverzüglich und unvermindert die Summe anweisen werde, die ich
für Seine Majestät fordern würde. Seit 36 Jahren als die meisten Staaten Eu-
ropa’s constitutionelle Formen angenommen haben, sind sie mir nicht mehr
fremd, ich weiß sehr wohl, daß ein Ministerium nicht über einen Reichstag
hinaus eine Civilliste festsetzen könne, allein ich hätte nicht geglaubt, daß
es ihm nicht gestattet sey, wenigstens bis zu denselben provisorisch eine den
Verhältnissen des Monarchen angemessene Summe festzusetzen. Da indessen
das Ministerium mir die Zusicherung gab, daß ich stets unverzüglich und un-
vermindert, die für Seine Majestät angesprochene Summe erhalten würde, so
handelte es sich dabei nur um ein Wort und darüber glaubte ich im Nahmen
Seiner Majestät keine Erörterung beginnen zu sollen.
Zwei Umstände zeigen mir jedoch, daß es sich hier um mehr als um ein
Wort handle. Seine Majestät hatten durch mich im vorigen Jahr die runde
Summe von 500.000 fl. für Allerhöchstdessen Haushalt gefordert, ich hatte
hiernach die monatliche Dotation in Anspruch genommen und sie wurde mir
auch bisher immer ohne Anstand verabfolgt. Bei der letzten Anwesenheit Sei-
ner Majestät des regierenden Kaisers in Prag, hatte Ihre Majestät die Kaiserin
mit Seiner Durchlaucht dem Fürsten von Schwarzenberg eine Unterredung,
worin sie ihm die Absicht aussprach, die 20.000 fl. die auf die Gesamtsumme
von 500.000 fl. noch fehlten, in Beträgen von 5.000 fl. alle Vierteljahre zu be-
ziehen. Der Herr Fürst erklärte sich damit ganz einverstanden. Als ich nun
in Folge dessen für den letztverflossenen Februar statt der gewöhnlichen
40.000 fl. 45.000 fl. verlangte, erhielt ich darauf keine Antwort und bekam
bis zur Stunde weder die 45 noch selbst die gewöhnlichen 40.000 fl., ungeach-
tet ich das k. k. Obersthofmeisteramt in Wien wiederholt darauf aufmerksam
machte. Ich bitte Eure Excellenz darüber die nöthige Verfügung zu treffen.
Wichtiger für die Stellung Seiner Majestät meines allergnädigsten Herrn
als der Entgang einer Monaths Dotation ist die im Nahmen Eurer Excellenz
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken