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DREI KAISER – DREI
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jeder ihm angemessen scheinenden Zeit geltend mache könne. Dieß ist in der
Verhandlung geschehen, die ich auf allerhöchsten Auftrag vor ungefähr ei-
nem Jahre mit Seiner Durchlaucht dem Fürsten Schwarzenberg eingeleitet
habe und die seither oft, selbst persönlich von Ihrer Majestät der Kaiserin be-
trieben wurde. Soviel ich hörte, waren es finanzielle Rücksichten, welche den
Abschluß dieser Verhandlungen bisher hinauszogen. Dadurch ist die Lösung
dieser für unseren Hof wichtigen Frage in die Hände Eurer Excellenz gelegt,
und darum wurde ich beauftragt mich an Hochdieselben zu wenden.
Den bekannten und vielbewährten Gesinnungen Eurer Excellenz gegenüber
glaube ich über die Rechte Seiner Majestät meines allergnädigsten Herren
auf eine unabhängige Stelle und eine seiner Würde entsprechende Dotation
genug gesagt zu haben. Höchstens könnte der Umstand noch eine Erörterung
verdienen, daß Seine Majestät durch das Erbe seines Herrn Vaters und durch
den Anfall der einst toskanischen Herrschaften einer Dotation aus Staats-
mitteln in minderem Maße bedürfen. Was den Erbtheil Seiner Majestät aus
dem Verlaße Weiland seines Herrn Vaters anbelangt, so ist die Verhandlung
noch nicht geschloßen und der Ziffer [nach] mir noch nicht bekannt. Was die
ehemals toskanischen Besitzungen anbelangt, so weiß ich nur, daß sie der
allgemeinen Meinung nach bisher sehr schlecht verwaltet wurden und sehr
wenig eingetragen haben, und daß die Baulichkeiten bei den meisten sehr
verwahrlost waren, so daß nach der Ansicht der Sachverständigen die Renten
in der ersten Zeit großerntheils [sic] auf die Herstellung derselben aufgehen
werden. Als König Ludwig [I.] von Baiern [1848] den Thron verließ, behielt er
sich einen ganz neu und glänzend eingerichteten Pallast in der Stadt und ein
vollkommen eingerichtetes Lustschloß auf dem Lande bevor. Seine Majestät
nahm weder das Eine noch das Andere in Anspruch. Die Burg hier [in Prag]
ist nicht einmahl mit dem Nöthigsten eingerichtet, so daß Meubles vom Herrn
Statthalter entlehnt werden mußten, um Soireen bei Ihren Majestäten geben
zu können, und von den Schlößern ist keines eingerichtet, in Reichstadt, dem
größten und angemeßensten ist nicht ein Stuhl und nicht ein Tisch vorhanden.
Dieß fordert große Summen. Aber ganz abgesehen davon ob das Privatvermö-
gen Seiner Majestät groß sey oder gering, hat Er gewiß das unbestreitbare
Recht vom Staate eine seiner Würde angemessene Dotation und Stellung zu
begehren. Ihn darin nach besten Wissen und Gewissen aus allen meinen Kräf-
ten zu vertreten, ist meine Pflicht. Nicht aus Ehrgeiz nicht aus Interesse habe
ich die ländliche Ruhe verlassen in die ich mich nach meiner Beseitigung aus
dem Staatsdienste zurückgezogen hatte, und in die ich gern jede Stunde zu-
rückkehren würde, sobald ich mich hier nicht mehr gebunden fühlte.
Gestatten mir Eure Excellenz bei Würdigung meines Vortrags für das
Beste meines allergnädigsten Herrn diesen kurzen Rückblick auf die Motive
die mich dabei geleitet haben und in denen ich nicht verkannt zu werden
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken