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DIE PRIVATBIBLIOTHEK FERDINANDS IN PRAG 1850–1875 163
spiegelte sich auch im schlechten Bauzustand des Toskana-Palais auf dem
Hradschiner Platz wider, in dem unter anderem auch die Güterverwaltung
für diese Besitzungen untergebracht war. Da sich die notwendigsten Adap-
tierungsmaßnahmen 1850 offenbar auf die Wünsch’sche Wohnung als neue
ständige Herberge für die Ferdinandea beschränkt hatten, war es in den
Folgejahren wiederholt notwendig, Kanzleiräumlichkeiten der Güterverwal-
tung sowie einzelne Wohnungen, wie die des Güterdirektors Lambert Senft
oder des Buchhalters Johann Saudny zu renovieren, da sie einerseits „in Be-
ziehung auf den Dienst, den Anstand und die Gesundheit der Angestellten
vieles zu wünschen übrig [lassen]“ und andererseits „mit 1. Jänner 1854 die
Einführung der Journal Rechnung beginnt, wozu größere Räume für die auf-
zulegenden Bücher nöthig sind“.554
4.4 Ausgaben für die Ferdinandea
Die Ausgaben für die Privatbibliothek wurden von der ferdinandeischen
Privatkasse in Prag bestritten. Die frühesten Belege dazu stammen aus
dem Jahr 1854, was bei den langwierigen Verhandlungen zur Aufteilung
des Privatvermögens und Festsetzung einer Dotation für den abgedankten
Kaiser nicht weiter verwundert. So wie es Obersthofmeister Bombelles von
Khloyber für die Fideikommissbibliothek forderte, hatte auch Negrelli einen
jährlichen Ausgaben-Voranschlag einzureichen, der sich (mit drei Ausnah-
men) bis 1866 stets auf 3.000 fl. belief und ab 1867 bis zum Tod Ferdinands,
vermutlich aufgrund gesunkener Erfordernisse, auf 1.800 fl. herabgesetzt
wurde. Die tatsächlichen Ausgaben sind den jährlich angelegten Geba-
rungsausweisen zu entnehmen, in denen die Bibliotheksaufwendungen
stets unter der Rubrik VII angeführt werden.555 Eine einzige detaillierte
Aufschlüsselung der Ausgaben von der Hand Negrellis vom November 1855
für das Verwaltungsjahr 1854/55 konnte im Zuge der Recherchearbeit ent-
deckt werden. Diese korreliert allerdings nicht mit den sonstigen Angaben
zu jährlichen Einkünften und Ausgaben, vielleicht weil sich die darauf be-
zughabende Zeitspanne noch auf eine Militärjahr-Sequenz (November–Ok-
tober) bezieht.556
554 Ebenda, Rubr. 10, Kt. 10, einige Schriftstücke in dieser Angelegenheit von Obersthofmeis-
ter Bombelles und Intendant Geringer.
555 Ebenda, Rubr. 27, Kt. 152 (Apanage 1831–1862) u. Kt. 153 (Apanage 1863–1875).
556 Prag, Narodni Archiv, hofmistra cisare Ferdinanda I., Rubr. 27, Kt. 152. „(Aus dem Tagebuch
des Bibliothekars Negrelli) Einnahmen: Kassa-Rest vom Jahre 1853–54 52 fl. 10 kr., Aus der
Allerhöchsten Kassa 1.360 fl., Ersätze 71 fl. zusammen 1.483 fl. 10 kr. Auslagen: Geschenke
202 fl. Bücher, Kunstwerke 514 fl. 31 kr. Buchbinder-Arbeiten 384 fl. 22 kr., Frachten, Post-
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken