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DREI KAISER – DREI
BIBLIOTHEKEN168
vatunterricht“,572 die „Erinnerungen aus dem Kriegerleben eines 82 jährigen
Veteranen der österreichischen Armee“ vom pensionierten k. k. Major Ma-
ximilian von Thielen (erhält sogar 100 fl. ö.W. Druckkostenbeitrag)573 oder
die beim Wiener Kunst- und Musikalienhändler Joseph Bermann verlegte
und von ihm auch überreichte Lithografienserie „Malerische Donaureise von
Wien bis Pesth-Ofen“574.
Negativ beschieden wird etwa die Anfrage des Dichters Joseph Geppert
bezüglich seines nicht näher bezeichneten Denkblattes, wobei im Antwort-
schreiben ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass „Seine Majestät […]
als unabweichliche Norm vorzuschreiben geruht [haben], daß kein Kunst
oder wissenschaftlicher Gegenstand eingesendet werden dürfe, ohne daß
vorher die Erlaubniß dazu von hieraus ertheilt worden sey.“575 Ähnlich er-
geht es dem Wiener Kupferstecher Heinrich Bültmeyer mit seiner, angeblich
im allerhöchsten Auftrag angefertigten Ansicht des Wiener Stephansdoms,
für die er nach eigenen Angaben sogar die goldene Medaille für Kunst und
Wissenschaft erhalten haben soll und wovon er einen Abdruck an Kaiser
Ferdinand übersendet. Das Blatt wird ihm mit derselben Begründung re-
tourniert.576 Als etwa der Staatshauptkassenoffizial Anton Seyff 1851 ein
Exemplar seines Werkes „Die Landwirthschaftschule in ihrem ganzen Um-
fange, nebst einem Anhange über die Anlage neuer Dörfer“ überreicht, wird
dieses mit der schroffen Begründung abgewiesen: „Seine Majestät beziehen
die für Allerdurchlauchtigste Privatbibliothek bestimmten Werke in neuerer
Zeit im Wege des Buchhandels und haben es nicht angemessen befunden,
für den Herrn Bittsteller eine Ausnahme zu machen.“577 Eine ähnliche aber
etwas freundlicher gehaltene Antwort erhält der Ofner Gymnasialprofes-
sor Heinrich Scheuba anlässlich der Übergabe des Werkes „Üröm und die
Grabkapelle […]“. Man teilt ihm mit, dass „in detto Richtung der Bitten zu
viele einlaufen, und allen nicht entsprochen werden kann“. Ferdinand habe
jedoch anordnen lassen, ein Exemplar anzukaufen, falls es über den Buch-
handel vertrieben wird.578 Als schließlich der Wiener Schriftsteller Johann
Ludwig Deinhardstein ein Exemplar seiner „Gesammelten dramatischen
Werke“ nach Prag übersendet, wird ihm von Intendant Geringer mitgeteilt,
dass man seine Eingabe an das Oberstkämmereramt in Wien „in dessen
Wirkungskreis dieser Gegenstand gehört“ zurückgeleitet habe, da es „die be-
572 Prag, Narodni Archiv, hofmistra cisare Ferdinanda I., Rubr. 22, Kt. 35.
573 Ebenda.
574 Prag, Narodni Archiv, hofmistra cisare Ferdinanda I., Rubr. 9, Kt. 9.
575 Prag, Narodni Archiv, hofmistra cisare Ferdinanda I., Rubr. 22, Kt. 33.
576 Prag, Narodni Archiv, hofmistra cisare Ferdinanda I., Rubr. 9, Kt. 9.
577 Prag, Narodni Archiv, hofmistra cisare Ferdinanda I., Rubr. 22, Kt. 33.
578 Prag, Narodni Archiv, hofmistra cisare Ferdinanda I., Rubr. 22, Kt. 35.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken