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Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
Seite - 171 -
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Seite - 171 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung

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DIE PRIVATBIBLIOTHEK FERDINANDS IN PRAG 1850–1875 171 schiedlich. Während die zahlreichen Zeitungen religiösen Inhalts für ei- nen erzkatholischen Herrscher nicht weiter verwunden, dürften die Tirol und Vorarlberg fokussierenden Erscheinungen wohl noch ein Erbe aus der Innsbrucker Zeit 1848/50 sein. Hervorzuheben sind vielleicht die Frankfur- ter Postzeitung (eine der ältesten ihrer Art im deutschen Sprachraum), das französische Journal des débats (gegr. 1789 u. a. zur Veröffentlichung der Protokolle der Nationalversammlung) oder die eher liberal und antikleri- kal gesinnte Grazer Tagespost. Angesichts der Menge an pränumerierten Zeitungen und Zeitschriften stellt sich natürlich die Frage nach den Eige- ninteressen Ferdinands und seiner Gattin respektive, ob sie auch nur ei- nen Bruchteil davon jemals gelesen haben. Es steht zu vermuten, dass der Großteil nur von den (Spitzen)beamten des Hofstaats gelesen oder vielleicht sogar nur auf deren Wunsch bestellt wurde. Ähnliches ist hinsichtlich der Benützung auch für die von Franz I. bestellten Zeitungen bekannt.587 Wie lange man die einzelnen Blätter bezogen hat, kann für die allermeisten nicht festgestellt werden. Nur ein Bruchteil davon wurde gesammelt und aufbe- wahrt und ist durch die Zuweisung zum Bestand der Ferdinandea auch im gedruckten Katalog der Familien-Fideikommissbibliothek ausgewiesen. Der Rest wurde wohl vernichtet oder verschenkt. Erst Moritz von Becker, der Nachfolger Khloybers als Vorsteher der Fideikommissbibliothek, sieht in sei- nem Arbeitsprogramm von 1870 unter anderem vor, die von Kaiser Franz Joseph pränumerierten Zeitungen und Zeitschriften nach deren Gebrauch in der Bibliothek zur archivieren. Auch ein Gesuch an Ferdinand vom Jänner 1875 zur Förderung respek- tive Rettung einer Zeitung ist aktenmäßig belegt. Vermutlich auf Initiative des Prager Erzbischofs Friedrich Fürst Schwarzenberg wird dem Kaiser mitgeteilt, dass eine der drei in Prag erscheinenden Arbeiterzeitungen, die konservative und katholische „Delnické Nóviny“, insolvent sei (350 fl. Schul- den) und bereits durch die St. Wenzel-Vorschusskasse unterstützt wird. Die geringe Anzahl von nur etwa 400 Abonnenten könne eine weitere Existenz des Blattes nicht garantieren. Der zweiten Arbeiterzeitung, der liberalen und immerhin religionsfreundlichen „Delnické Listy“, drohe ein ähnliches Schicksal. Müsste man den Druck der beiden Blätter einstellen, so würde man das Feld der radikal-kommunistischen „Budoucnost“ überlassen. Im Falle einer Rettung könnte ein Zusammenschluss der beiden Zeitungen de- ren längerfristiges Überleben sichern. Ein ad-acta Vermerk lässt jedoch ver- muten, dass Ferdinand in dieser Angelegenheit nicht aktiv wurde.588 587 Huber-Frischeis/Knieling/Valenta, Privatbibliothek, 105. 588 Prag, Narodni Archiv, hofmistra cisare Ferdinanda I., Rubr. 22, Kt. 36. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 Metamorphosen einer Sammlung
Titel
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Untertitel
Metamorphosen einer Sammlung
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21308-6
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1073
Kategorien
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Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918