Seite - 177 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
Bild der Seite - 177 -
Text der Seite - 177 -
DIE PRIVATBIBLIOTHEK FERDINANDS IN PRAG 1850–1875 177
penibel mit Bibliothekszahl und Standort fest, welches Objekt zu welchem
Zeitpunkt „in die a.h. Kammer“ abgeliefert wurde und wann man es schließ-
lich retournierte. Die Bestellungen gehen vom Toskana-Palais aber nicht
nur in die gegenüberliegende Burg, sondern etwa auch nach Reichstadt,
oder, wie Negrelli es gelegentlich bezeichnet, „auf’s Land“. Zwischen den Sei-
ten des Verzeichnisses liegen gelegentlich alte Katalogzettel und Platzhalter
für entlehnte Bücher, einmal sogar mit der eigenhändig verfassten Nach-
richt Ferdinands an Negrelli: „Gesehen und mit Dank zurückgesendet den
22. März 1852. Ferdinand“. Während der Kaiser in den ersten beiden Jahren
der einzige Benützer gewesen zu sein scheint, treten ab 1853 vermehrt auch
Personen aus seinem Umkreis und Angehörige des Prager Hofstaats als Ent-
lehner in Erscheinung. Im Jänner 1864 brechen die Eintragungen ab – drei
Folgeblätter sind aus dem Verzeichnis herausgeschnitten. Entlehnungen
fanden aber mit Sicherheit weiterhin statt. Die übrigen Seiten des Erinne-
rungsbuches wurden zu einer neuen Liste umfunktioniert, in der man jene
Werke verzeichnete, die an Buchbinder zum Einbinden übergeben worden
waren. Über die Entlehnungen des abgedankten Monarchen aus der Wiener
Fideikommissbibliothek, respektive aus jener Phase von 1848 bis 1850, als
sich die Ferdinandea ohne ihren Eigentümer noch in Wien befand, gibt ein
weiteres Verzeichnis Auskunft.600
Das Wiener Bibliothekspersonal wird auch weiterhin zur Akquisition sel-
tener, respektive nur in Wien erhältlicher Werke eingesetzt. So übersendet
Khloyber 1851 gleichzeitig mit dem angeforderten Fideikommiss-Exemplar
von Franz Schmidts „Österreichs allgemeine Baumzucht“601 die extra für
Ferdinand beim Wiener Hofbuchhändler Braumüller um 112 fl. angekauften
„Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“602 des deutschen Landschafts-
architekten Hermann Ludwig von Pückler-Muskau nach Prag. Khloyber war
auch beauftragt worden, eine Liste mit den am Wiener Buchmarkt erhältli-
chen Werken über „Horticultur mit ihren Zweigen“ zu übermitteln, was in
der Anlage auch geschieht.603 Dies zeigt offenkundig, dass man in Prag nun
600 Vgl. FKB.INV.79, pag. 77–100 u. 113–148. Neben den Auflistungen der nach Prag über-
schickten Fortsetzungswerke für die Ferdinandea finden sich dort auch immer wieder Titel
mit Bibliothekszahlen der Fideikommissbibliothek, die eine vorübergehende Entlehnung
vermuten lassen. Zum Transport vgl. Anm. 558.
601 FRANZ 2.801.
602 FERD 6.020.
603 Prag, Narodni Archiv, hofmistra cisare Ferdinanda I., Rubr. 22, Kt. 33. Die vorgeschlage-
nen Werke sind Rudolph Siebeck, Die bildende Gartenkunst in ihren modernen Formen
(Leipzig 1851–1853) [FERD 5.989], Gabriel Thouin, Plans raisonnés de toutes les espèces
de jardins (Paris 1828) [FERD 3.958], bzw. die beiden Werke des schottischen Landschaft-
architekten John Claudius Laudon, The suburban Gardener and villa companion (London
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken