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DIE FIDEIKOMMISSBIBLIOTHEK UND DIE PRIVATBIBLIOTHEK FRANZ JOSEPHS 215
Mit 3. März 1855 wird er definitiv
zum Landesschulinspektor ernannt.
Nebenher ist er eifriger Verfasser
unzähliger Beiträge für Fachzeit-
schriften wie „Aufwärts“ oder dem
von ihm gegründeten „Schulboten“.
Er initiiert die Herausgabe neuer
Schulbücher und Landkarten, ent-
wirft einen Schulorganisationsplan
für die Wiener Handelsakademie
und erstellt Gutachten zur Auswei-
tung der Schulplicht respektive zur
Verbesserung der Lehrerausbil-
dung. Im Mai 1864 wird er schließ-
lich sowohl von Erzherzogin Sophie
als auch von Kaiser Franz Joseph
in Audienz empfangen. Man stellt
gerade das Lehrpersonal für Kron-
prinz Rudolf zusammen und Becker
übernimmt die Unterweisung in
den Fächern Deutsch, Lesen, Rechnen und Heimatkunde. Schon nach der
zweiten Lektion im November desselben Jahres wird ihm auch Erzherzogin
Gisela anvertraut. Becker bleibt auch über die Querelen zwischen Kaiserin
Elisabeth und Erzherzogin Sophie hinsichtlich der Aufsicht über den Unter-
richt hinaus im Amt. Er wird einmal sogar zur kaiserlichen Tafel eingeladen
und begleitet die kaiserliche Familie etwa auch nach Ischl oder Gödöllö. Im
Juni 1867 ist er Zeuge der ungarischen Königskrönung in Ofen. In dieser
Zeit unterrichtet er Deutsch, Geografie und Geschichte, wobei er die letzten
beiden Fächer im Februar 1868 an Josef von Zhishman abgibt. Im Oktober
1869 beendet er den Unterricht zur Gänze. Das freundschaftliche Verhältnis
zu Rudolf bleibt jedoch bestehen und äußert sich etwa in der regen Mitarbeit
Beckers am Kronprinzenwerk. Zu diesem Zeitpunkt ist er schon einige Mo-
nate lang Direktor der Fideikommiss- und Privatbibliothek.
Darüber hinaus hat er zahlreiche, vermutlich ehrenamtliche Tätigkeiten
inne, die ihn als außergewöhnlichen Netzwerker ausweisen. So trat er etwa
1852 der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien bei und war von 1859 bis
1867 nicht nur Direktionsmitglied, sondern nebenher verantwortlicher Refe-
rent für das Wiener Konservatorium und stellvertretender Leiter des Wiener
Singvereins. Ein von ihm im April 1863 bei der Geographischen Gesellschaft
gehaltener Vortrag über die Topographie Niederösterreichs gab den Anstoß
zur Gründung des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich im August
Abb. 23: Moritz Alois von Becker (1812–1887)
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken