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DIE FIDEIKOMMISSBIBLIOTHEK UND DIE PRIVATBIBLIOTHEK FRANZ JOSEPHS 259
Die Bibliothekare der Wiener Akademie der bildenden Künste und der groß-
herzoglich badischen Bibliothek in Karlsruhe, Carl von Lützow und Wilhelm
Brambach, sowie der Leiter des k. k. Kriegsarchivs, Adolph von Sacken, re-
vanchieren sich mit je einem Exemplar der Kataloge der unter ihrer Leitung
stehenden Sammlungen.840 Der akademische Senat der Universität Tübin-
gen übermittelt zwei aus Anlass ihres 400-Jahr-Jubiläums herausgebrachte
Schriften.841 Umgekehrt ist der Realkatalog auch mitunter ein Gegenge-
schenk, etwa anlässlich eines Eintausches von Dubletten des „Anzeigers für
Kunde der deutschen Vorzeit“ mit dem Germanischen Nationalmuseum in
Nürnberg842 oder als Dank an den französischen Unterrichtsminister Wil-
liam Henry Waddington für sein Mitwirken bei der Komplettierung zweier
unvollständiger Werke aus der Ferdinandea.843
Um die Arbeiten an der zweiten Abteilung des zweiten Bandes aufgrund
des krankheitsbedingten Ausfalls des Kustos Carl Post, der noch im selben
Jahr 1877 verstirbt, nicht allzu sehr ins Stocken geraten zu lassen, wird mit
April dieses Jahres der Architekt Josef Kaiser auf Empfehlung des Direktors
des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie, Rudolf Eitelberger
von Edelberg, als Hilfsarbeiter eingestellt.844
Die Geschichte der Entstehung des gedruckten Realkataloges hält auch
einen kleinen Skandal bereit. Wie schon mehrfach erwähnt, kam der Kata-
log der kaiserlichen Familien- und Privatbibliothek ausschließlich in Form
von Geschenken an vom Kaiser autorisierte Institute oder Personen zur Ver-
teilung, sollte aber nicht über den Buchhandel, gleichsam für jedermann, er-
hältlich sein. Der zu berichtende Zwischenfall beginnt mit dem Firmenende
der Druckerei des Carl Finsterbeck im Frühjahr des Jahres 1878. Im Zuge
der Geschäftsauflösung wird das vorhandene Makulaturpapier im Gewicht
von etwa fünf Zentnern zu á fünf Gulden an den Papierfabrikanten Adolf
Hamburger verkauft, jedoch ohne die explizite Auflage, dass selbiges einge-
stampft werden muss, wie Hamburgers Sohn später der Polizei zu Protokoll
geben wird. Hamburger verkauft das Papier ohne es näher zu begutachten
840 FKBA28042; Catalog der Bibliothek der k. k. Akademie der bildenen Künste (Wien 1876),
FRANZ 33730. FKBA28076; Katalog der grossherzoglich Badischen Hof- und Landesbib-
liothek in Carlsruhe (Karlsruhe 1876–1889), FRANZ 34010. FKBA29007; Katalog sämmt-
licher in der k. k. Kriegsbibliothek befindlichen gedruckten Werke und Manuscripte (Wien
1853).
841 FKBA28089 u. FKBA29006. Urkunden zur Geschichte der Universität Tübingen (Tübin-
gen 1877), Beiträge zur Geschichte der Universität Tübingen. Festgabe bei der 4. Säcular-
feier ihrer Gründung im Jahre 1877 (Tübingen 1877).
842 FKBA27068.
843 FKBA28058.
844 FKBA28059.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken