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DIE FIDEIKOMMISSBIBLIOTHEK UND DIE PRIVATBIBLIOTHEK FRANZ JOSEPHS 297
Brandis hatte bereits Anfang November zudem gebeten, dass ein Ver-
zeichnis über jene Zahlungen mit dem jeweiligen Datum ihrer Beauftragung
angefertigt werde, die man im Auftrag Ferdinands aus dem Zinsguthaben
seit seiner Abwesenheit von Wien bestritten habe. Fondskassen-Direktor
Scharff legt daraufhin Listen für den Zeitraum vom 1. Juli bis 2. Dezem-
ber 1848 sowie vom 2. Dezember 1848 bis Ende Dezember 1849 vor. Aus
dem beiliegenden Schreiben geht jedoch hervor, dass die seit der Abdan-
kung getätigten Ausgaben – immerhin 9.250 fl. 58 kr. C.M. – nicht von
den Zinsen des ferdinandeischen Vermögens, sondern aus der Privatkasse
Franz Josephs gezahlt worden waren. Dies ist durchaus nachvollziehbar,
hatte man sich mit der Separierung der beiden Vermögenswerte ja erst im
Laufe des Jahres 1849 auseinandergesetzt.961 Zu klären war überdies, wer
die verschiedenen Pensionen, Gnadengehälter und Unterstützungen wei-
ter zu zahlen hatte, die teilweise noch von Kaiser Franz I. und dann von
Ferdinand I. (als Kronprinz, König von Ungarn und Kaiser) genehmigt wor-
den waren. Auch der Träger der Unkosten für die Fideikommissbibliothek
vom Thronwechsel bis zum Jänner 1850 war noch nicht ermittelt (mit 1850
gingen die bibliotheksspezifischen Ausgaben ja auf die ferdinandeische Pri-
vatkasse über).962 Zur gütlichen Lösung dieser Angelegenheit hatte Franz
Joseph den Vorschlag gemacht, dass die Kosten für die franziszeischen Pen-
sionen und Gnadengehälter für den Zeitraum vom Tod Franz’ I. 1835 bis
Ende 1849 auf Grundlage einer Repartition (Beteiligung aller Haupterben
des Kaisers Franz) aufgeteilt werden könnten und selbige ab 1850 von sei-
ner Privatkasse übernommen werden.963 Da Ferdinand, der die betreffenden
Pensionszahlungen während seiner Regentschaft (1835–1848) aus seiner
Privatkasse bezahlte, sie somit nur vorfinanziert hätte, sind nun von den an-
deren Haupterben Refundierungen an den abgedankten Kaiser zu erwarten,
deren Gesamthöhe Scharff mit 110.548 fl. 50 kr. C.M. bezifferte. Von die-
sem Betrag bringt der Fondskassen-Direktor sogleich sowohl die bereits ge-
nannten 9.250 fl. 58 kr. C.M. in Abzug, die die Privatkasse Franz Josephs im
Auftrag Ferdinands von Dezember 1848 bis Dezember 1849 für diverse Auf-
wendungen ausgelegt hat, als auch die ebenfalls vorgestreckten Gelder für
die Fideikommissbibliothek für die ersten beiden Monate des Jahres 1850
961 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF Ä.R., Kt. 11, Fasz. „Ausgleichung der Privatkassen“,
962/1849. Das Verzeichnis listet zahlreiche Ausgaben an Maler auf (für Josef Zehner, Leo-
pold Brunner, Josef Mann, Michael [und/oder Wilhelm] Sandler u. Jakob Alt), die für Fer-
dinand I. Pflanzen- und Tierabbildungen angefertigt hatten.
962 Vgl. dazu Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF Ä.R., Kt. 11, Fasz. „Ausgleichung der Privatkassen“,
Rotulus actorum zum Schreiben des Fürsten von Schwarzenberg an Fondskassen-Direktor
Scharff vom Juli 1851.
963 Das Dekret vom 31.10.1849 liegt den Akten nicht bei.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken