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DREI KAISER – DREI
BIBLIOTHEKEN320
kasse abgeführt oder zur Zahlung jener Schlusslieferungen von Werken für
die ferdinandeische Privatbibliothek in Prag verwendet werden soll, die
einst noch hier bei Wiener Buchhändlern bestellt worden waren.1024 Ferdi-
nand genehmigt den Abschluss erst im Dezember 1855 und verfügt, dass
der Rest in Khloybers Händen verbleiben könne.1025 Zeitgleich legt der Bib-
liotheksvorsteher wie vereinbart die Verwaltung der seit 1813 bestehenden
Dotation aus seinen Händen. Sie hat ja seit 1835 die Ausgaben sowohl der
Fideikommiss- als auch der ferdinandeischen Privatbibliothek zu decken
gehabt. 1853 skizziert Khloyber noch, dass von den 4.800 fl. der Dotation
etwa 2.800 fl. für die Fideikommiss- und 2.000 fl. für die mittlerweile in Prag
befindliche Privatbibliothek Ferdinands aufgewendet worden sind.1026 Die
Geldwidmung für beide Bibliotheken wird auch aus den Überschriften der
Abrechnungen (summarische Ausweise) für 1852 und 1853 ersichtlich.1027
Khloybers Starrköpfigkeit und Bombelles’ Amtsmüdigkeit – er legt seine
Funktion als Obersthofmeister Ferdinands im Mai 1855 zurück1028 – füh-
ren offensichtlich dazu, dass man den Bibliotheksvorsteher gewähren lässt.
Auch Bombelles’ Nachfolger, Paul Freiherr von Airoldi, der bis 1870 im Amt
bleibt, dürfte die notwendige Durchsetzungsfähigkeit gefehlt haben.1029 Bis
zu Khloybers Tod 1869 sind – mit Ausnahme des Jahres 18651030 – weder
Voranschläge noch Rechenschaftsberichte im Aktenbestand nachweisbar.
Lediglich die Einnahmen- und Ausgabenjournale werden bis 1857 und die
Belegsammlung bis 1869 geführt.1031 So verwundert es auch nicht, dass nach
Khloybers Tod beinahe keine schriftlichen Unterlagen greifbar sind, um den
ehemaligen Bibliotheksvorsteher als Kassaführer zu entlasten.1032
1024 FKBA26027, siehe besonders fol. 3v–4r.
1025 FKBA26044.
1026 FKBA26026, fol. 8r. Berechnungsnotizen für einen Ausgaben-Voranschlag für das Jahr
1853.
1027 FKBA26032, fol. 1v bzw. FKBA26027, fol. 3r u. 5v.
1028 Weichhart, Bombelles, 133.
1029 Vgl. zu Airoldi Anm. 1093 bzw. Kramp, Brandis, 470 u. Ségur-Cabanac, Prag, 195–197.
1030 Wien, ÖStA, HHStA, Kabinettskanzlei, Direktionsakten, Kt. 6, 9–1871, Übersicht vom
09.01.1866, dem Schreiben vom 31.10.1865 beigelegt. Ein Konzept des Schreibens (eben-
falls unvollständig) unter FKBA26091. Khloyber versucht, die Finanzierbarkeit eines
weiteren Mitarbeiters (Josef Thaa) aus der Dotation heraus zu begründen (Ausgaben für
Anschaffungen 5.040 fl., für Personal 6.436 fl. 50 kr.). Er geht allerdings fälschlicherweise
von einem Gesamtbudget von 12.600 fl. aus, obwohl ihm längst mitgeteilt worden war,
dass er mit 12.000 fl. das Auslangen zu finden habe. FKBA26018, fol. 10–11 zählt vermut-
lich dazu.
1031 Die Journale liegen gesammelt unter FKB.INV.74, die Belegsammlung unter A/33, Boxen
1–23 (Zeitraum 1837–1869).
1032 Vgl. Huber-Frischeis/Knieling/Valenta, Privatbibliothek, 150f.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken