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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM448
der Fideikommissbibliothek ausgeübt hatten, wird in den erhaltenen Bewer-
bungsschreiben besonders hervorgehoben. Anscheinend wurde dies als eine
entscheidende Voraussetzung für den Erhalt der Stelle betrachtet. Aus zwei
Bewerbungen (Karl Domanig, Kustos der kaiserlichen Sammlungen; Ferdi-
nand Kummer, Landesschulinspektor in Wien) geht außerdem hervor, wel-
che Anreize bzw. Hoffnungen mit der begehrten Anstellung verbunden wa-
ren. Domanig schrieb, dass sein primäres Motiv zur Bewerbung darin läge,
„daß ich dann hinlänglich Muße finde, um auf meinem eignesten Gebiete
der Poesie mehr zu leisten“, und dass „ein zweiter [Beweggrund] – durch-
aus materieller Natur“ wäre.50 Ferdinand Kummer sah in der Funktion des
Direktors der Fideikommissbibliothek „einen Posten […], auf dem ich mei-
ner Lieblingsneigung zu wissenschaftlicher Thätigkeit mich wieder ganz
widmen kann“, und zugleich „ein erhöhtes Einkommen aus einem weniger
anstrengenden Amte.“51 Sie galt also offenbar als gut bezahlt, verbunden mit
geringer Arbeitsleistung.
Doch keiner der Bewerber hatte Erfolg und vorerst änderte sich gar
nichts. In den Präliminarien für die Jahre 1895–1899 ist der Posten des Di-
rektors zwar stets jeweils mit 3.800 fl. ausgewiesen;52 er wurde in dieser Zeit
aber nicht nachbesetzt. Am 20. Juli 1899 genehmigte der Kaiser auf Antrag
des Generaldirektors schließlich, „die Besetzung der erledigten Direkto-
renstelle bis auf Weiteres zu sistieren“.53 Gleichzeitig wurde ein neues Ge-
haltsschema für die Angestellten der Fideikommissbibliothek eingeführt, in
dem die Einkommen des Kustos und der beiden ersten Skriptoren deutlich
erhöht wurden, während jene der übrigen Mitarbeiter bei Veränderungen
in den einzelnen Bezügen insgesamt gleich blieben. Alois Karpf verdiente
demnach als leitender Kustos ab dem Jahr 1900 3.400 fl. anstelle von bisher
2.800 fl. Die Bezüge wurden freilich nach der Währungsumstellung 1892 in
Kronen (K) ausbezahlt, wobei zwei Kornen einem Gulden entsprachen. Da
der Posten des Direktors nicht mehr ausgewiesen ist, entfiel er zukünftig in
der Berechnung der Personalbezüge im Präliminare, womit diese trotz der
Gehaltserhöhungen geringer ausfielen.54
50 Ebenda, Brief v. Karl Domanig an Emil v. Chertek v. 07.09.1894.
51 Ebenda, Brief von Ferdinand Kummer an Emil v. Chertek v. 30.11.1894.
52 Dieses Einkommen umfasste 3.000 fl. Gehalt und 800 fl. Quartiergeld; vgl. FKBA34134,
FKBA35001, FKBA35065, FKBA35131, FKBA35199.
53 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF, J.R., R. 5, Kt. 534, Z. 4321 ex 1894.
54 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF, J.R., R. 5, Kt. 535, Z. 4866 ex 1896: Vortrag des General-
direktors an den Kaiser vom 11.07. und Resolution vom 20.07.1899; FKBA35253. Alois
Karpf vermerkt im Präliminare für das 1900, dass durch den Wegfall des Postens eines
Direktors eine Ersparnis von 4.400 fl. eintrete; wie aus Bleistiftnotizen auf dem Entwurf
für die tabellarische Aufstellung der Personalbezüge hervorgeht, setzt sich dieser Be-
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken