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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM466
tober 1895 teilte Generaldirektor Chertek jedoch mit, dass der Kaiser die
Beurlaubung Hodinkas auf seinen Antrag hin genehmigt hatte, und zwar
unter Beibehaltung seiner laufenden Bezüge.120
Im Oktober 1901 wandte sich die Direktion der Theresianischen Akademie
in Wien an Alois Karpf zwecks Bewilligung einer Vorlesungstätigkeit Anton
Hodinkas im Studienjahr 1901/02. Dieser sollte den an der Akademie unga-
rische Geschichte lehrenden und für den besagten Zeitraum vorübergehend
beurlaubten Ludwig von Thallóczy ersetzen. Dass dieser selbst es war, der
den Kandidaten für seine Vertretung vorgeschlagen hatte, wird zwar nicht
erwähnt, ist aber angesichts der bisher geschilderten Verhältnisse kaum an-
ders denkbar. Karpf erteilte, wie auf dem Schreiben mit Bleistift vermerkt
ist, die Bewilligung mündlich. Ende Juli des folgenden Jahres wiederholte
sich der Vorgang: Wieder wandte sich der Direktor der Theresianischen Aka-
demie an Karpf, um die Erlaubnis für Hodinkas Vorlesungstätigkeit im Stu-
dienjahr 1902/03 (außerhalb der Amtsstunden der Fideikommissbibliothek)
zu erwirken; und diesmal erteilte Karpf die Bewilligung schriftlich.121
Die Angelegenheit hatte jedoch ein dienstrechtliches Nachspiel, als die
Generaldirektion Wind davon bekam. Am 22. August 1902 wurde bei der
Theresianischen Akademie nachgefragt, ob der Skriptor Anton Hodinka im
Studienjahr 1901/02 provisorisch mit der Abhaltung von Vorträgen betraut
worden war, ob ihm für das anlaufende Studienjahr der Lehrstuhl für unga-
rische Geschichte übertragen wurde und ob für beides „Custos Dr. Karpf, mit
Überschreitung seines Wirkungskreises, die Bewilligung ertheilt habe.“122
In seiner Antwort vom 13. September schilderte der Direktor der Akade-
mie (Michael von Pidoll zu Quintenbach) den Hergang der Angelegenheit
und betonte, dass es sich nicht um „eine förmliche Anstellung [Hodinkas]
an der Theresianischen Akademie […] handeln würde.“ Die Lehrtätigkeit
sollte zwei Stunden außerhalb der Dienstzeiten in der Fideikommissbiblio-
thek umfassen und mit 800 Kronen entlohnt werden (Thallóczy hatte für
sechs Stunden 1.600 Kronen erhalten!).123 Die Bewilligung wurde von der
Generaldirektion schließlich mit der Auflage erteilt, dass die Vorlesungstä-
tigkeit Hodinkas außerhalb der Amtsstunden der Fideikommissbibliothek
stattfände und dass sie ihn in seiner Pflichterfüllung nicht beeinträchtige.
Karpf wurde von Chertek wegen der „Überschreitung seines Wirkungskrei-
ses“ ermahnt und aufgefordert, solch eigenmächtiges Handeln in Zukunft
120 FKBA34162.
121 FKBA36110.
122 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF, J.R., R. 5, Kt. 535, Z. 3088 ex. 1902.
123 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF, J.R., R. 5, Kt. 535, Z. 3337 ex. 1902: Schreiben des Direktors
der Theresianischen Akademie an die Generaldirektion vom 13.09.1902.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken