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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM508
verfolgte Zweck der Ehrung eines Autors für seine, durch das Abfassen der
Schrift erbrachte Leistung gewesen sein. Wie die oben besprochenen Fall-
beispiele zeigen, wurden hauptsächlich jene Fälle, in denen diese Vorausset-
zung nicht gegeben war, von der Publikmachung ausgeschlossen.
1.3.2 Gratiszuwendungen an die Bibliothek
Wichtige Ergänzungen zu ihren Beständen erhielt die Fideikommissbiblio-
thek auch durch Schenkungen, die direkt an sie gerichtet waren, wenn auch
nicht in dem Maße, wie dies aufgrund des Rituals der „Annahme“ der Fall
war. Doch die Herkunft der meist unter dem Ausdruck „Gratiszuwendun-
gen“ subsumierten Bestandszuwächse ist äußerst vielfältig und diese lassen
sich auch nicht immer klar von den beiden anderen Erwerbungskategorien
abgrenzen. Bei den Einsendungen von Privatpersonen wurde etwa nicht sel-
ten unterstellt, dass es sich eigentlich um Werke handelte, die der „aller-
höchsten Annahme“ unterbreitet werden sollten. Manchmal war dies auch
tatsächlich der Fall, wenn die Einsender die dafür einzuhaltenden Modali-
täten der Einreichung entweder nicht kannten oder bewusst ignorierten. Ab
den 1890er Jahren wurden außerdem Personen, die Werke zur Aufnahme
in die Fideikommissbibliothek an diese übersandten, routinemäßig darüber
aufgeklärt, wie eine Einreichung zur „allerhöchsten Annahme“ zu erfolgen
hatte. So mancher, der dies zunächst gar nicht im Sinne hatte, kam durch
diese Belehrung auf den Geschmack und zog seine Arbeit zurück, um sie auf
dem entsprechenden Behördenweg an das Oberstkämmereramt gelangen zu
lassen. In diesen Zusammenhang gehört aber auch der Kompetenzstreit mit
dem Oberstkämmereramt bezüglich der Annahme von Gratiszuwendungen,
auf den weiter unten noch näher einzugehen sein wird. Andererseits lässt
sich das Thema „Schenkungen“ auch nicht strikt von den Ankäufen im Sinne
der gezielten Erwerbung trennen. Da der Fideikommissbibliothek für diesen
nur ein beschränktes Budget zur Verfügung stand, das für ihre Einkaufs-
wünsche oft nicht ausreichte, versuchte sie, wo möglich, unentgeltlich in den
Besitz diverser Schriften und Porträts zu gelangen, wofür sich, wie wir noch
im Detail sehen werden, verschiedene Vorgehensweisen herausgebildet hat-
ten.
Obwohl die Frage, ob die Fideikommissbibliothek Schenkungen anneh-
men durfte, immer wieder von neuem strittig war, hat es Zuwendungen die-
ser Art über den ganzen hier behandelten Zeitraum kontinuierlich gegeben.
Dabei muss vorab zwischen unterschiedlichen Kategorien von Schenkenden
differenziert werden. Geschenke von staatlichen bzw. wissenschaftlichen
und kulturellen Institutionen (Ministerien, Universitäten, Akademien, Mu-
seen etc.) sowie von anderen Körperschaften (Vereinen etc.) wurden fast
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken