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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM616
kk. Familien-Fideicomiß- und ah. Privat-Bibliothek Sr. Maj. des Kaisers zur
leihweisen Ausstellung im Museum auf die Dauer von vier Wochen über-
nommen“.681 Aus dieser Formulierung ebenso wie aus den Angaben in der
Liste – sie verzeichnen die Namen der Ateliers, in denen die Einbände her-
gestellt worden sind – geht deutlich hervor, dass es diese waren und nicht
ihre Inhalte, auf die sich das Interesse der Aussteller richtete. Dass es sich
bei 16 der 19 Leihgaben um „Adressen“ handelte, ist lediglich in Klammern
vermerkt. Vier von ihnen waren anlässlich der Hochzeit des Kaiserpaares
(1854), zehn gelegentlich der Geburt des Thronfolgers (1858) überreicht wor-
den, die beiden übrigen beziehen sich auf das 600-jährige Jubiläum des Lan-
des Tirol (1863) und die „Verfassungsfeier“ (1861). Auch in der Anzeige zur
Ausstellung in der Wiener Zeitung ist von „Prachteinbänden […], sämmtlich
der kaiserlichen Fideicommissbibliothek gehörig“, die Rede. Nur beiläufig
wird gesagt: „Auch der reichverzierte Inhalt dieser Einbände ist interessant,
da sie meistens kunstvoll verzierte Adressen enthalten.“682
Dass es dem Museum für Kunst und Industrie als einem Kunstgewerbe-
museum um die reich verzierten und kunstvoll gearbeiteten Einbände, den
kunstgewerblichen Aspekt also, ging, ist alles andere als verwunderlich. Wie
die Wiener Zeitung festhält, vermittelten die Leihgaben aus der Fideikom-
missbibliothek „eine vollkommen genügende Einsicht sowohl in Bezug auf
die Leistungsfähigkeit der Kunstindustrie in diesem Genre, wie in Bezug
auf den gegenwärtig darin herrschenden Geschmack, wenigstens bei uns zu
Lande. Dies ist der Gesichtspunkt, aus welchem diese Zusammenstellung
gemacht worden ist […]“.683
Als anlässlich des fünfundzwanzigjährigen Regierungsjubiläums des Kai-
sers erstmals eine sehr große Zahl an Huldigungsadressen in der Fideikom-
missbibliothek einlangte, ergriff Becker selbst die Initiative und schlug in
einer Eingabe an Kabinettsdirektor Braun vor, diese Werke in einem „Ge-
denkbuch“ zu publizieren. Darin sollten
„neben einer gedrängten und die wichtigsten Momente hervorhebenden Ge-
schichte der 25 Jahre die wichtigsten Adressen sammt den kaiserlichen Ant-
worten, die wichtigsten der den Gegenstand behandelnden Leitartikel in- und
ausländischer Journale, so wie die Veranstaltungen zur Festfeier im ganzen
Umfang der Monarchie mit allfälligen historischen Notizen über die einzelnen
681 FKBA26084, fol. 1r. Auf fol. 1v ist mit Bleistift vermerkt: „Nach Mittheilung des Herrn v.
Winkler zurückgekommen I. 870“. Josef Winkler war bis zu seiner Pensionierung 1871
Skriptor in der FKB.
682 Wiener Zeitung, Nr. 89 v. 19. 4. 1865, 226.
683 Wiener Zeitung, Nr. 94 v. 25. 4. 1865, 295.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken