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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM622
dem Protektorat des Erzherzogs Karl Ludwig stattfindende steiermärkische
Landesausstellung zu „Ehren aller heimischen Productionszweige“, bei der
„den Alpenländern Anschauungsmomente zu vervollkommenterem Schaffen
vor Augen“ geführt werden sollten.703 Das bedeutete im Bereich der Kun-
stindustrie, für den Attems zuständig war, konkret folgendes: „Publikum
und namentlich die Meister unseres Kunstgewerbes sollen da die Blüthen
des Inn- und Auslandes zu sehen bekommen, auf daß ihr Geschmack geläu-
tert, auf daß sie zur Bestellung, resp. Schaffung ähnlicher Werke angeregt
werden.“704 Die Huldigungsadressen wären in dieser Beziehung ein „großer
Schatz von mustergiltigen Vorbildern“, der „bei der Manigfaltigkeit instruc-
tiver Motive gewiß segensreiche Früchte tragen“ würde.705 Die ökonomischen
und kunstpolitischen Motive und Erwartungen hinter der Ausstellungs
ini-
tia
tive treten bei diesen Formulierungen explizit zutage.
Mit der Bemerkung, „daß Seine Majestät im Prinzipe die Gewährung der
Bitte a[ller]g[nädigst] zu genehmigen geruhten“, wurde schließlich Becker
mit der Erledigung der Angelegenheit beauftragt.706 Er forderte Graf Attems
in seinem Antwortschreiben auf, einen Bevollmächtigten nach Wien zu schi-
cken, damit dieser für die Ausstellung eine Auswahl „einzelner Adressen“ –
wie er mehrfach betont – treffen könnte.707 Dieser wiederum entgegnete dem
Bibliotheksdirektor am 8. Juli, dass er später selbst zur Durchführung des
Leihverkehrs nach Wien kommen wollte, dass aber vorab einige wichtige De-
tails auf schriftlichem Weg geklärt müssten.708 Die nachfolgenden Erläute-
rungen sind etwas umständlich und beschreiben das Problem eher indirekt.
Anscheinend war der Herr Graf durch Beckers Ausdruck „einzelne Adres-
sen“ ein wenig in Unruhe versetzt worden. Er bat den Bibliotheksleiter zu-
nächst mit Nachdruck um Unterstützung seines Anliegens. Es würde ihn
vor allem interessieren, „ob der Maßstab, den ich mir denke der richtige ist.“
In der Ausstellungskommission wäre nämlich der Beschluss gefasst wor-
den, den Huldigungsadressen „den Ehrenplatz einzuräumen“.709 Zu diesem
Zweck sollte im Zentrum der großen Haupthalle des Ausstellungsgebäudes
ein Ensemble von Glasvitrinen aufgestellt werden, das eine Legefläche von
insgesamt 70 Quadratmetern für die begehrten Ausstellungsobjekte bie-
ausgestellt waren“, (fol. 2v) spricht dafür, dass Attems sich auf die Schau im Museum für
Kunst und Industrie bezieht.
703 Ebenda, fol. 2r.
704 Ebenda, fol. 2r–v.
705 Ebenda, fol. 2v.
706 Ebenda, fol. 5v (Bleistiftbemerkung auf der Rückseite des Schreibens von Attems).
707 Ebenda, fol. 6r.
708 Ebenda, fol. 7r–8r.
709 Ebenda, beide Zitate fol. 7v.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken