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BIBLIOTHEK UND ÖFFENTLICHKEIT 685
das directe Einvernehmen pflegen zu dürfen.“936 Er wie auch Schnürer wur-
den daraufhin am 21./22. Oktober „telephonisch ermächtigt, sich über die
Auswahl der darzuleihenden Objecte unmittelbar zu einigen, für die Darlei-
hung selbst aber die Genehmigung Sr. Excellenz, natürlich unter Namhaft-
machung der Objecte, einzuholen.“
Am 27. Oktober, also nur einen Monat vor der geplanten Ausstellungs-
eröffnung, fand im Palais des k. k. Ministerrats-Präsidiums in der Herren-
gasse eine Sitzung des Ausstellungskomitees statt, bei der unter anderem
die „Arbeitseinteilung bei der Installierung“ und das „Programm der Eröff-
nungsfeierlichkeiten“ besprochen wurden. Chertek hielt sich in dieser Zeit
nicht in Wien auf und ließ seine Abwesenheit durch Schnürer entschuldigen.
Abgesehen von den organisatorischen Belangen, deren Behandlung zu die-
sem Zeitpunkt auf eine geradezu chaotische Planung schließen lässt, war
der wichtigste und interessanteste Punkt der Veranstaltung der Umstand,
dass im Anschluss an die interne Sitzung eine Pressekonferenz abgehalten
wurde. Dabei wurde ein „eingehender Bericht des Bureaus über den Stand
der Vorarbeiten der Ausstellung“ präsentiert. Der Text dieses Berichtes liegt
als sechsseitiges Typoskript dem einschlägigen Akt aus dem Archiv der Ge-
neraldirektion bei. Er stammt, wie sich aus dem Zusammenhang ergibt, aus
der Feder von Fritz Minkus, der damit einmal mehr als der Spiritus Rektor
der Ausstellung und deren Konzeption gelten kann. Der Bericht enthält so-
wohl Angaben zu den beteiligten Personen und Institutionen wie auch zum
Inhalt und zur Programmatik der Ausstellung. Es lohnt sich, etwas ausführ-
licher auf ihn einzugehen.937
Wie Minkus am Beginn des Textes ausführt, sollte sich die Ausstellung
auf drei Kategorien von Objekten beschränken: Bildnisse des Kaisers, Dar-
stellungen von Ereignissen aus seinem Leben und persönliche Erinnerungs-
stücke an ihn. Intendiert war somit eine ganz auf die Person des Monarchen
zentrierte Schau, welche Absicht zweifellos auf eine, wenn auch sehr spe-
zifische Form des Personenkultes hinauslief. Ausdrücklich ausgeschlossen
waren Inhalte, die vom Fokus der Ausstellung hätten ablenken können. So
wurde etwa bewusst darauf verzichtet, „den Umfang der Ausstellung im Zu-
sammenhange mit der Allerhöchsten Person auf die kaiserliche Familie, auf
936 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF, R. 5, Kt. 537, Z. 2945 ex. 1908: Schreiben Minkus’ an Chertek
v. 15.10.1908. Der Generaldirektor hatte zu dieser – angesichts der bisherigen Vereinba-
rungen unverständlichen –Vorgehensweise am Rand mit Bleistift angemerkt: „das ist ja
schon längst mit Schnürer besprochen“.
937 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF, R. 5, Kt. 537, Z. 2945 ex. 1908: sechsseitiger Bericht zur
„Huldigungsausstellung ‚Unser Kaiser‘“, ohne Autor und Datum. Beiliegend ein Zeitungs-
ausschnitt, der von der Veranstaltung berichtet und die im Bericht gegebenen Mitteilungen
zusammenfasst und paraphrasiert.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken