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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM700
Mitarbeitern schriftlich Bericht über die Vorkommnisse in der Sammlung er-
statten. In den Darlegungen der Beamten werden aber auch immer wieder
Besuche von Außenstehenden zu Studienzwecken gemeldet. Sie lassen sich
durchwegs in zwei Gruppen unterteilen, nämlich in ranghohe und/oder der
Bibliothek nahestehende Persönlichkeiten, denen der Zugang bereitwilligst
gewährt wurde, und in weniger bedeutende Personen, die mit einer Empfeh-
lung ausgestattet sein mussten, um ihn zu erlangen. Zu den ersteren zählten:
der Prälat Joseph Dankó aus Gran, der sich am 21. August 1888 mehrere
Porträts zwecks Durchsicht ausheben ließ,983 Joseph Alexander von Helfert,
der rund ein Jahr später Einsicht in zwei Pläne von Mailand nahm,984 der
bereits erwähnte Quirin von Leitner, der im Juli 1891 die vorhandenen his-
torischen Ansichten des Schlosses Weitenegg studierte,985 und schließlich
auch der Obersthofmarschall Anton Graf Szécsen von Temerin, der sich am
7. August 1891 ein Heft der historisch-politischen Blätter für das katholische
Deutschland vorlegen ließ.986 Aussagekräftig im Hinblick auf die Genese der
Inanspruchnahme der Sammlung für Studienzwecke sind aber wohl haupt-
sächlich die Fallbeispiele der zweiten Gruppe bzw. der Umgang mit ihnen
seitens der Fideikommissbibliothek. Besonders interessant ist dies in Bezug
auf das Gesuch des Malers Lazár Nagy, das mit einer Empfehlung des Regie-
rungsrates Ludwig von Thallóczy ausgestattet war. Nagy sollte „im Auftrage
des K. ung. Cultusministeriums ungarische Costümbilder […] zeichnen […],
und brachte die Bitte vor, diesbezügliche Skizzen nach Porträten und aus
Werken abnehmen zu dürfen“.987 Aus dem Bericht, den der Skriptor Jureczek
darüber an Zhishman verfasste, geht einigermaßen deutlich hervor, wie die
Dinge beim Umgang mit solchen Wünschen damals standen:
„Ich gestattete ihm, dem bisher eingehaltenen Vorgange gemäß, die Copierung
von fünf angegebenen Porträten; auf eine weitere Bitte, sich Costumebilder
auf’s Geradewohl in der Weise aussuchen zu dürfen, dass er unsere ganze Por-
trätsammlung oder Theile derselben selbst durchsehe, konnte ich bis zur höhe-
ren Entscheidung nicht eingehen, da – von den Schwierigkeiten bei der Größe
der Sammlung ganz abgesehen – das Durchblättern der Sammlung selbst, so
wie die Einsicht in die Cataloge bis jetzt keinem Besucher gestattet wurde,
sondern nur von dem Bibliothekspersonale vorgenommen werden durfte.“988
983 FKBA32031, fol. 1v–2r.
984 FKBA32067, fol. 1r.
985 FKBA33041, fol. 1r–v.
986 FKBA33045, fol. 1r.
987 FKBA32030, fol. 1r.
988 FKBA32030, fol. 1v.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken