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Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
Seite - 711 -
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BIBLIOTHEK UND ÖFFENTLICHKEIT 711 mehr dokumentiert, und zwar weder als „Fernleihen“ noch in der Form des Studiums von Codices in Räumlichkeiten der großen öffentlichen Bibliothe- ken Wiens. 1907 wurde diese zweite Form der Nutzung von Handschriften der Fideikommissbibliothek für Forschungszwecke unter dem neuen Vor- stand der Sammlung Franz Schnürer zweimal genehmigt: Im Sommer des Jahres studierte der Niederländer Willem De Vreese rund 30 Handschrif- ten, die zu diesem Zweck an die Universitätsbibliothek verliehen wurden; kurz darauf entlieh der Handschriftenforscher und Kustos der Hofbibliothek Theodor Gottlieb einen Codex, den er dann mehrere Jahre an seinem Ar- beitsplatz behielt. Diese Inbesitznahme der wertvollen Quelle, die mehrere Auseinandersetzungen mit ausländischen Fachleuten nach sich zog, war offensichtlich nur dadurch möglich, dass Gottlieb in der Gunst Schnürers stand.1025 – Zwischen 1908 und 1910 sind zwar Anfragen bezüglich der Ent- lehnung von Handschriften außerhalb Wiens dokumentiert; sie wurden je- doch von Schnürer – vielleicht aufgrund der geringen Reputation der An- tragsteller – allesamt abgelehnt und zwar meist mit der Begründung, dass der Verleih von Handschriften den „bestehenden Normen“ der Bibliothek zu- widerlaufen würde.1026 Gegen Ende des Jahres 1910 langten jedoch Gesuche vom Staatsarchiv Hannover und vom Redaktionskomitee der Monumenta Germaniae Historica ein, die der Bibliotheksvorstand nicht ohne weiteres zurückweisen konnte. Nach einigem Zögern entschied er sich in dieser An- gelegenheit ein für alle Mal Klarheit zu schaffen und richtete deshalb eine entsprechende Anfrage an die Generaldirektion der allerhöchsten Famili- enfonde. Schnürer bezog sich dabei auf den erwähnten Beitritt zum inter- nationalen Abkommen über den Verleih von Handschriften, den Karpf 1902 eigenmächtig vollzogen hatte, und bat nachträglich um dessen Bewilligung. Franz von Hawerda-Wehrlandt, der kurz zuvor Emil von Chertek als Gene- raldirektor nachgefolgt war, entschied jedoch, dass „die General-Direktion aus prinzipiellen Gründen ihre Zustimmung zu einer Versendung der in der Familien-Fideikommiss-Bibliothek aufbewahrten wert- vollen Zimelien an auswärtige Institute nicht erteilen kann. […] Gleichwohl ist zur Schonung des Ansehens der Bibliothek nach aussen hin von einem förmlichen Widerruf dieser Erklärung [dem Abkommen beizutreten] abzuse- hen und ist sich unter Hinweis auf die vorbehaltene fallweise Entscheidung auf die Bekanntgabe zu beschränken, dass im gegebenen Falle die gewünschte 1025 FKBA37195, FKBA37212; In Abschnitt 2.2.3 werde ich ausführlicher auf die Konkurrenz zwischen den Handschriftenforschern und den Inhalt ihrer Untersuchungen eingehen. 1026 FKBA38047, FKBA38081, FKBA38083, FKBA38172, FKBA38238, FKBA39050. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 Metamorphosen einer Sammlung
Titel
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Untertitel
Metamorphosen einer Sammlung
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21308-6
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1073
Kategorien
Geschichte Chroniken
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