Seite - 718 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
Bild der Seite - 718 -
Text der Seite - 718 -
KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM718
Atmosphärisch ganz anders verlief die Korrespondenz, die die Elwert’sche
Universitäts- und Verlagsbuchhandlung in Marburg und der Archivrat
Gustav Könnecke mit der Fideikommissbibliothek führten, um an Informa-
tionen über Bildnisse und fotografische Reproduktionen zu gelangen, die
sie für die Herausgabe des Werkes „Bilderatlas zur Geschichte der deut-
schen Nationalliteratur“ benötigten. Die Kooperation mit der Sammlung
erstreckte sich hier von Ende März 1884 bis Oktober 1885; sie begann also
erst ein knappes Jahr, nachdem der Verleger Bruckmann in Kontakt mit der
Fideikommissbibliothek getreten war. Die Kommunikation verlief in diesem
Fall aber um vieles reibungsloser, und tatsächlich hatte Elwert bereits frü-
her als Bruckmann ein Ansuchen um die Bewilligung von Reproduktionen
gestellt. Probleme bezüglich des Quellenvermerkes gab es dabei nie; diese
Bedingung wird allerdings in der gesamten erhaltenen Korrespondenz auch
nirgendwo erwähnt. Der Verleger aus Marburg formulierte seine Anfragen
jedenfalls stets sehr behutsam; beispielsweise beteuert er etwa, dass „es uns
recht wohl bekannt ist, daß nur durch Ihre [Beckers] Güte uns die Benüt-
zung Ihrer Sammlungen welche keineswegs den Charakter einer öffentli-
chen trägt [sic!], ermöglicht wird.“1056 Es ist wohl auch davon auszugehen,
dass Elwert alle Bedingungen Beckers penibel erfüllte. Er hatte zunächst
wie Bruckmann Auskünfte über den Bestand an Porträts diverser Persön-
lichkeiten erbeten und zu diesem Zweck Namenslisten zur Bearbeitung
übersandt.1057 Der Verleger war vom Ertrag der Recherchen so angetan, dass
er anbot, den damit beauftragten Beamten der Fideikommissbibliothek für
alle weiteren Dienste zu bezahlen. Becker gewährte dies als Nebeneinkunft,
die zugrunde liegende Leistung musste jedoch außerhalb der Amtsstunden
erbracht werden.1058 Die Vergütung der Bearbeitung von Anfragen wurde
deshalb in der Folge von der Bibliotheksleitung auch nicht zur gängigen
Geschäftspraxis erhoben, wie es etwa beim Weggeld für den Bibliotheksdie-
ner bei der Anfertigung von Reproduktionen außerhalb der Sammlung der
Fall war. – In der Verlagsbuchhandlung Elwert war man außerdem bereits
nach der ersten Recherchemitteilung darauf aufmerksam geworden, dass die
Lavatersammlung einen außergewöhnlichen Fundus an einzigartigen bzw.
seltenen Bildnissen aus der Goethezeit barg. Am 30. Oktober 1884 wurde
ein erstes Ansuchen um Bewilligung zur Anfertigung von Reproduktionen
gestellt. Die damit beauftragte Firma Angerer & Göschl war anscheinend
vom Marburger Verlag selbst ausgewählt worden;1059 sie sollte künftig die
1056 FKBA30127, fol. 9v.
1057 FKBA30127, fol. 1–8.
1058 FKBA30127, fol. 6r.
1059 Vgl. FKBA30127, fol. 9r; Die von Angerer & Göschl für die Reproduktion für Elwert ent-
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken