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BIBLIOTHEK UND ÖFFENTLICHKEIT 723
del leicht zu erhalten und überdies in den meisten öffentlichen Sammlungen
vorhanden sind.“1082 Zwei Jahre später wurde auch ein Apotheker Hermann
aus Dortmund, der Fotografien nach Bildnissen für eine „genealogische Auf-
stellung“ wünschte, auf den Kunsthandel verwiesen.1083
Kurios und nicht ganz durchschaubar ist der Fall eines Malers E. Palm
aus Halle, der gegen Ende des Jahres 1891 ganz unverblümt eine Anfrage
zum Vorhandensein von Porträts zu sechs Personen an die Fideikommiss-
bibliothek richtete. Alois Karpf erwiderte darauf wie üblich, „dass diese
Bibliothek keine öffentliche ist“,1084 fügte aber doch Hinweise auf verschie-
dene Nachschlagewerke und die Daten zu einem spezifischen Porträt der
Contessa Teresa Guiccioli hinzu.1085 In einem Brief vom 7. April des fol-
genden Jahres gab der Skriptor schließlich bekannt, dass es möglich wäre,
eben dieses Bildnis bei Angerer & Göschl fotografisch reproduzieren zu las-
sen.1086 Wie es zu diesem Gesinnungsumschwung gekommen ist, wissen wir
nicht. Palm übersandte als Dank „einen ‚Führer‘ der demnächst im Oesterr.
Kunst-Vereine zu Wien, Tuchlauben 8 zur Ausstellung gelangenden Por-
träts-
Sammlung“.1087
Im Jänner 1892 ersuchte der Direktor des Technologischen Gewerbe-Mu-
seums in Wien, Wilhelm Exner, um Reproduktionen für eine Monografie zur
Alchemie in Österreich, die als Publikation des Museums der Geschichte der
österreichischen Arbeit erscheinen sollte, dessen Gründung im Folgejahr be-
absichtigt war.1088 Obwohl es sich hier also um ein inländisches Unterneh-
men mit Bezug zur österreichischen Geschichte handelte, gewährte Direk-
tor Zhishman das Ansuchen nur ausnahmsweise, natürlich wieder mit dem
Hinweis, „dass diese Bibliothek keine öffentliche ist.“1089 – Nahezu gleichzei-
tig bat das Bibliographische Institut in Leipzig um eine Reproduktion der
Porträtlithografie Lenaus von Josef Kriehuber für die entsprechende Klas-
sikerausgabe. Zhishman wollte dies nur genehmigen, wenn das gewünschte
Bildnis nicht auch in der Hofbibliothek oder in einer anderen öffentlichen
Sammlung vorhanden wäre.1090
Im September des Jahres 1892 stellte die Verlagsbuchhandlung „W. Pau-
li’s Nachf.“ in Berlin das Ansuchen, vier Bildnisse durch Angerer & Göschl
1082 FKBA31011, fol. 3r.
1083 FKBA31109.
1084 FKBA33074, fol. 2r.
1085 Wien, ÖNB, BAG, PORT_00010972_01.
1086 FKBA33074, fol. 3r.
1087 FKBA33074, fol. 5r.
1088 FKBA33092, fol. 1r.
1089 FKBA33092, fol. 4r.
1090 FKBA32099.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken