Seite - 754 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM754
[suchte], mit der er sich seit längerer Zeit für seine Geschichte der mittel-
alterlichen Mystik in den Niederlanden beschäftigt.“1215 Diese Beteuerung
und die nachdrückliche Aufforderung seitens der Fideikommissbibliothek,
Van Mierlo Einblick in den Codex FRANZ 9373 zu gewähren, veranlassten
Gottlieb schließlich zur Kooperation. Wie er explizit in seiner Antwort fest-
hält, war seine anfänglich so ablehnende Haltung vor allem durch die An-
gabe in Van Mierlos erstem Schreiben motiviert gewesen, dass dieser „seit
Jahren gebeten [worden wäre], diese Handschrift herauszugeben“. Gottlieb
bot nun an, „ihm alle Nachrichten zu verschaffen, die er wünscht und wenn
sich die Notwendigkeit ergeben sollte, einzelne Stellen der Handschrift pho-
tographieren zu lassen, dies auf meine Kosten zu tun.“1216 Auf Van Mierlos
Wunsch, den Codex FRANZ 9373 für die Dauer einer Woche zur Verfügung
gestellt zu bekommen, ging er nicht ein.
Die Porträtsammlung als Gegenstand des gelehrten Interesses
Der zweite Teilbestand der Fideikommissbibliothek, auf den sich das Inter-
esse der Historiker, Kunst- und Kulturwissenschaftler fokussierte, war die
Porträtsammlung. Dabei kann man wiederum konstatieren, dass es den For-
schenden primär um eines der beiden folgenden Ziele zu tun war: entweder
um die Erstellung eines Kataloges der Bildnisse einer bestimmten Person
oder um die kritische Sichtung der Werke bestimmter Künstler, die im grafi-
schen Porträtfach tätig waren.
Der erste Aspekt ist durch einige konkrete Fälle dokumentiert. In einem
1887 erschienen Aufsatz publizierte der Arzt und Anatomen Karl Aberle
(1818–1892) ein systematisches Verzeichnis der Bildnisse von Paracelsus,
bei dessen Erstellung er die Porträtsammlung der Fideikommissbibliothek
und deren „Hilfsapparat“ benutzt hatte.1217 Diese Inanspruchnahme war
dann auch der Anlass für die „kritische […] Bestimmung der in der k. k. Fa-
milien-Fideicommissbibliothek vorhandenen Bildnisse des Th. B. Paracelsus
nach Künstlern und bibliographischen Momenten“ durch den Skriptor Alois
Karpf.1218 Zwei weitere Bildniskataloge zu einer bestimmten Person erschie-
nen Anfang des 20. Jahrhunderts; beide wurden ediert vom Marburger Ar-
chivdirektor Gustav Könnecke, der bereits als Herausgeber des „Bilderatlas
zur Geschichte der deutschen Nationalliteratur“ in Erscheinung getreten ist.
Für die Sammlung der „Bildnisse Philipps des Großmütigen“ (von Hessen,
1215 FKBA41050, fol. 10r.
1216 FKBA41050, fol. 12r–v.
1217 Aberle, Paracelsus.
1218 FKBA31100, fol. 6r; vgl. auch FKBA31063.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken