Seite - 761 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
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BIBLIOTHEK UND ÖFFENTLICHKEIT 761
Wachsbildnisse der Fideikommissbibliothek „einmal vor mehreren Jahren,
gelegentlich als Schaustücke der Cimarosa-Ausstellung im Künstlerhause,
an die Oefentlichkeit gekommen [seien], um dann wieder in den intimen
Räumen der Privatbibliothek Seiner Majestät zu verschwinden.“1251 Weitere
Zeugnisse der Porträtbildnerei in Wachs besaßen – wenn auch in geringe-
rer Zahl – das Kunsthistorische Hofmuseum, in dem Schlosser seit 1889
beschäftigt und seit 1902 Sammlungsdirektor war, und die Hofbibliothek.
Jene der letzteren wären laut Schlosser „erst vom Hofrat Ritter von Karaba-
cek einer staubbedeckten Vergessenheit entrissen worden“,1252 welcher der
Hofbibliothek seit 1899 als Direktor vorstand. Ob die Bekanntschaft mit
den Wachsbildnissen der Fideikommiss- und Hofbibliothek Schlosser zur
Beschäftigung mit der Thematik inspiriert hatten, muss dahingestellt blei-
ben. Wenige Jahre später führte sie jedenfalls zu ersten Ergebnissen. Zu-
nächst dachte Schlosser daran, die auf drei Sammlungen verteilten Wiener
Bestände in den Räumlichkeiten des Kunsthistorischen Museums zu verei-
nigen und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Eine entsprechende Eingabe
an das Oberstkämmereramt erfolgte im November 1905. Als Verwaltungs-
behörde der (öffentlichen) kaiserlichen Sammlungen stand dieses sowohl
dem Kunsthistorischen Museum als auch der Hofbibliothek vor. Schlosser
empfahl, die Wachsbüsten der Hofbibliothek als Kompensation für die „leih-
weise […] Überlassung der im Museum tot liegenden Handschriften“ zu
entlehnen.1253 Für die Übergabe der Wachsbildnisse aus der Fideikommiss-
bibliothek an das Kunsthistorische Museum wurde die Zustimmung der
Generaldirektion des Allerhöchsten Familienfonds erbeten. Diese erklärte
sich zwar – natürlich unter Aufrechterhaltung des Eigentumsrechtes – „mit
Vergnügen […] zur leihweisen Überlassung von Wachs- u. Stucco-Porträt-
büsten aus den Beständen der k. u. k. F[amilien]-F[ideikommiss]-Bibliothek
für eine eventuell im kunsthistorischen Hofmuseum zu Wien aufzustellende
Sammlung solcher Büsten“ bereit;1254 doch aus keiner Quelle ist ersichtlich,
dass der Plan dann tatsächlich realisiert wurde. In einer Hinsicht erbrachte
die Aktion allerdings ein erstes Resultat: Schlosser hatte nämlich sein Ge-
such in Form einer Denkschrift formuliert, in der die Geschichte und die
bekannten Bestände der Bildniskunst in Wachs abrisshaft beschrieben
sind.1255 Man kann diese als, bisher unbekannte, Vorstufe zu dem umfang-
1251 FKBA37182, fol. 1r–v.
1252 Ebenda.
1253 Ebenda, fol. 5r–v.
1254 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF, R. 5., Kt. 536, Z. 4176 ex. 1905: Note an den Oberstkämme-
rer v. 12.12.1905 (Konzept).
1255 FKBA37182. Es handelt sich um eine Abschrift des Kanzlisten Geisinger; das Original
befindet sich vermutlich unter den Akten des Oberstkämmereramtes im Haus-, Hof, und
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken