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BIBLIOTHEK UND ÖFFENTLICHKEIT 767
Zeitlich am Anfang stand das, gemessen an seinem Anspruch, ohne Zwei-
fel bedeutendste Monument: das Maria-Theresia-Denkmal auf dem Platz
zwischen den beiden Hofmuseen, das am 13. Mai 1888 im Beisein des ge-
samten Hofes und zehntausender Menschen feierlich enthüllt wurde.1259 Es
war von Kaspar von Zumbusch in rund zehnjähriger Arbeitszeit zwischen
September 1876 und September 1886 geschaffen worden. Großen Einfluss
auf seine Konzeption hatte der Historiker und Direktor des Haus-, Hof- und
Staatsarchives, Alfred von Arneth.1260 Seine auf den Quellen des Archives
fußende zehnbändige „Geschichte Maria Theresias“ war nicht nur der Aus-
gangspunkt für die wissenschaftliche Reputation und Karriere Arneths, son-
dern prädestinierte ihn natürlich auch als Ratgeber für ein Monument der
Kaiserin. Doch Arneth war ein Protagonist des bürgerlich-liberalen Lagers,
und vor den Entwicklungen der 1860er Jahre wäre es wohl undenkbar ge-
wesen, die Konzeption eines dynastischen Denkmals einem solchen Mann
anzuvertrauen.1261
Entscheidend war, abgesehen von verschiedenen Details, die die Dar-
stellung der Kaiserin selbst betrafen, die Idee, am und um den Sockel des
Monumentes Darstellungen von Personen anzubringen, die im Dienste der
Kaiserin wichtige Leistungen für den Staat im zivilen und militärischen
Bereich, vor allem aber bei der Umsetzung der Reformen, erbracht hatten.
Wie Arneth in einem Memorandum vom 23. November 1872 festhielt, sollte
das Denkmal der Kaiserin zugleich auch für die „großen Männer, welche we-
sentlich zum Glanz ihrer Regierungsperiode beitrugen, als Ehrendenkmal“
fungieren und dadurch den „minderkundigen Bürger über eine große Epo-
che seiner Geschichte belehren“.1262 Die Auswahl jener Personen, denen die
Ehre zuteilwurde am Denkmal der Kaiserin dargestellt zu werden, wurde
von Arneth in einer Denkschrift vom 16. Februar 1876 festgelegt: vier Gene-
räle als Reiterfiguren in diagonaler Ausrichtung vor den Ecken des Sockels,
1259 Vgl. Wiener Abendpost, Nr. 111 v. 14.05.1888, 1f. Das Monument wurde in der anlässlich
seiner Enthüllung herausgegebenen Festschrift als das in „seiner Art hervorragendste
Denkmal der Kaiserstadt“ und als eines der „grandiosesten Werke der Plasik überhaupt“
bezeichnet (zit. nach Kapner, Ringstrassendenkmäler, 18). Siehe zusammenfassend Te-
lesko, Maria Theresien-Denkmal, mit Angabe der relevanten Quellen zur Entstehungsge-
schichte und zum Forschungsstand.
1260 Kapner, Ringstrassendenkmäler, 18–21; Telesko, Maria Theresien-Denkmal, 438–440;
Arneth war Mitglied des Komitees zur Errichtung des Denkmals und hatte nach eigenen
Angaben „schon im März 1873 […] das Programm für die Concurrenz der Bildhauer ent-
worfen“ (Arneth, Leben, 544). Weitere Denkschriften Arneths zur Konzeption des Denk-
mals stammen vom 23.11.1872 und vom 16.02.1876 (vgl. Anm 1262 u. 1263).
1261 Vgl. Kapner, Ringstrassendenkmäler, 19.
1262 HHStA, OMeA, Akten-Hauptreihe 1881–1921, Kt. 921, R. 90/1 ex. 1873; zit. nach Kapner,
Ringstrassendenkmäler, 20.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken